Die NATO werde in Kürze einen Zehnjahresplan zum Wiederaufbau der ukrainischen Rüstungsindustrie auf den Weg bringen und hoffe, die Waffen aus der Sowjet-Ära zugunsten westlicher Technologie abschaffen zu können. Dies berichtet die Nachrichten-Plattform Politico unter Berufung auf einen hochrangigen NATO-Vertreter. Derweil stellen Washington und seine Verbündeten Kiew neue Runden militärischer Hilfe in Aussicht.
Kommende Woche sollen demnach Offizielle der NATO und der Ukraine zusammentreffen, um nach den monatelangen Kämpfen mit Russland eine "langfristige Verpflichtung" zur Wiederbelebung des militärisch-industriellen Komplexes in Kiew zu erörtern.
"Wir werden uns mit den Anforderungen an die Verteidigungsplanung befassen, um die Ukraine vollständig interoperabel mit der NATO zu machen", sagte der namentlich nicht genannte Beamte gegenüber der Plattform. Es gehe um die "Umstellung von sowjetischer [...] auf NATO-kompatible westliche Ausrüstung".
Der NATO-Mitarbeiter nannte zwar nur wenige Einzelheiten zu den Wiederaufbau-Bemühungen, sagte aber, dass sie sich auf die längerfristigen Bedürfnisse der Ukraine konzentrieren und wahrscheinlich mehrere internationale Partner einbeziehen würden.
Die Initiative soll laut Bericht separat von einem anderen NATO-Projekt durchgeführt werden, das von den Beschaffungsbeamten Anfang des Monats erörtert worden war und das ebenfalls darauf abzielt, den ukrainischen Verteidigungssektor zu stärken und gleichzeitig die westlichen Bestände nach den umfangreichen Waffenlieferungen an Kiew aufzufüllen.
Zuvor hatte der ukrainische Verteidigungsminister Alexei Resnikow am Mittwoch auf einer Sitzung der sogenannten "Ukraine-Kontaktgruppe" erklärt, Luftabwehrsysteme hätten für sein Land "oberste Priorität". Der Vorsitzende der US-Generalstabschefs, General Mark Milley, erklärte, Washington und seine Verbündeten würden sich bemühen, solche Waffen bereitzustellen, und forderte die Mitglieder der Kontaktgruppe auf, "einen Beitrag zu leisten und [der Ukraine] zu helfen, ein integriertes Luft- und Raketenabwehrsystem aufzubauen und aufrechtzuerhalten, insbesondere alte Systeme".
Die niederländische Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren versprach während des Treffens am Mittwoch die Entsendung zusätzlicher Flugabwehrraketen und erklärte, "das einzige Ergebnis, das [Russland] mit seinen [fortgesetzten Angriffen auf die Ukraine] erzielt, ist, dass wir noch mehr liefern werden".
Diese Zusagen erfolgten, kurz nachdem Deutschland das erste von vier IRIS-T-Luftabwehrsystemen an die Ukraine geliefert hatte, während gleichzeitig Paris, Washington und London jeweils neue Waffenlieferungen ankündigten. Darunter seien etwa französische LKW-Haubitzen, NASAMS-Luftabwehrsysteme aus den USA und AMRAAM-Luft-Luft-Raketen aus Großbritannien.
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