Die New York Times (NYT) berichtet, nicht namentlich benannte Mitarbeiter von US-Geheimdiensten hätten ihr gegenüber erklärt, sie hielten den Mord an Darja Dugina für das Werk ihrer ukrainischen Kollegen. Nach Angaben der Zeitung gaben sie diese Information weiter, weil sie fürchteten, dass der Anschlag den Konflikt ausweiten könne.
Am 20. August war die Journalistin, Tochter des Philosophen Alexander Dugin, in der Nähe von Moskau einer Autobombe zum Opfer gefallen. Die junge Frau hatte in den vergangenen Jahren vor allem aus dem Donbass berichtet und war deshalb sowohl auf westlichen Sanktionslisten als auch auf der ukrainischen "Mordliste" Mirotworez gelandet.
Der russische FSB hatte bereits am nächsten Tag eine Ukrainerin als Täterin benannt, die nach dem Anschlag nach Estland ausgereist sei. Sowohl ukrainische als auch US-amerikanische Regierungsvertreter hatten danach bestritten, dass die Ukraine etwas mit dem Terrorakt zu tun habe.
"Die Vereinigten Staaten waren an dem Angriff nicht beteiligt, weder durch die Bereitstellung von Aufklärungsdaten noch durch andere Unterstützung," zitiert die NYT ihre Gewährsleute. Sie hätten auch von dem Plan vorab nichts gewusst und hätten ihm andernfalls widersprochen. Die ukrainische Seite sei anschließend deswegen gerügt worden. Erst in der vergangenen Woche sei die ukrainische Verantwortung in Regierungskreisen bekannt geworden.
Die Ukraine halte derartige Pläne, insbesondere, wenn es um Angriffe auf russischen Boden ginge, selbst vor den US-Vertretern verborgen. Es sei der amerikanischen Seite nicht bekannt, welcher Teil der ukrainischen Regierung diesen Mord autorisiert habe, und ob das gar Präsident Selenskij persönlich gewesen sei.
Trotz der massiven Unterstützung der USA für die Ukraine, die zugestandenermaßen bis zur kompletten Ausarbeitung der militärischen Planungen reicht, sei der Einblick in die Machtzentren der ukrainischen Regierung gering, weshalb man auch nicht zuordnen könne, ob die SBU, das Militär oder das Büro Selenskijs für diesen Plan verantwortlich sei.
Der ukrainische Präsidentenberater Michail Podoljak hat gegenüber der NYT eine ukrainische Verantwortung dennoch erneut abgestritten. "Jemand wie Dugina ist kein taktisches oder strategisches Ziel für die Ukraine."
Mordanschläge sind allerdings eine für den ukrainischen SBU nicht ungewöhnliche Handlung. In den letzten Tagen erst tauchten Informationen auf, wie viel der SBU für den Mord an Alexander Sachartschenko bezahlt hatte, den ersten Leiter der Donezker Volksrepublik. Auch ukrainische Oppositionelle wurden schon mehrmals zum Ziel.
Die NYT zitiert auch einen "höheren ukrainischen Militär" mit der Aussage, ukrainische Truppen hätten mit Hilfe örtlicher Kräfte Attentate und Angriffe auf vermeintliche ukrainische Kollaborateure und russische Beamte ausgeführt, unter anderem einen Giftanschlag auf den Leiter der zivil-militärischen Verwaltung von Cherson.
Das State Department, der Nationale Sicherheitsrat, das Pentagon und die CIA äußerten sich der NYT gegenüber nicht bezüglich der ukrainischen Verantwortung. Aber weitere namenlose Offizielle äußerten die Sorge, Russland könne nun die ukrainische Führung ins Visier nehmen.
Realistischer ist allerdings die Vermutung, dass diese Bestätigung der ukrainischen Täterschaft zusammen mit einer Beteuerung US-amerikanischer Unschuld in der NYT vor allem dazu dienen soll, bei zukünftigen ähnlichen Handlungen der ukrainischen Seite auf dem nun erweiterten russischen Boden eine russische Erwiderung gegen US-Amerikaner zu verhindern, indem die Verantwortung für terroristische Akte allein der Ukraine zugeschrieben wird.
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