Fußball-WM 2022: Katar-Botschafter zieht Vergleich mit Russland

Am 20. November beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Die kritischen Stimmen zum Gastgeberland reißen nicht ab. Nun verteidigte der Botschafter Katars in Deutschland sein Land mit einem Vergleich zur "Situation Russlands" vor der Weltmeisterschaft 2018.

Der Botschafter Katars in Deutschland hat einen fairen Umgang mit seinem Land als WM-Gastgeber eingefordert und einen Vergleich zu Russland als Turnierausrichter 2018 gezogen. Abdulla Mohammed Al Thani sagte bei einem Kongress des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zur Menschenrechtslage im Emirat am Golf am Montag in Frankfurt:

"Wenn wir vier Jahre zurückgehen, war die WM in einem Land, die Krim war gerade eingenommen, Menschen im Gefängnis, unterdrückte Menschen, und da war keine Aufmerksamkeit aus Deutschland und nicht aus irgendeinem anderen Land in Europa."

Sein Land stehe seit zwölf Jahren im Fokus und habe viele Veränderungen angestoßen. Die Situation in Katar sei "noch nicht perfekt", räumte der Botschafter ein, der Wandel brauche Zeit. "Es ist nicht bei 100 Prozent, es ist eine Reise", sagte er. Auch in Deutschland hätte zum Beispiel das Thema Gleichberechtigung von Mann und Frau viele Jahre in Anspruch genommen.

Al Thani wünschte sich von Deutschen, die in Katar waren – wie dem Rekordmeister Bayern München nach seinen traditionellen Wintercamps –, von ihren positiven Erfahrungen zu berichten: "Sagen sie es öffentlich oder halten sie den Mund", formulierte der Diplomat in ungewöhnlich klarer Wortwahl.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf kündigte bei dem Kongress an, kurz vor dem WM-Anpfiff nochmals die Verbesserung der Menschenrechtslage im Gastgeberland bei einer gemeinsamen Reise mit Innenministerin Nancy Faeser (SPD) anzumahnen. Fortschritte seien erkennbar, aber zwei Punkte bedürften der konkreten Umsetzung, betonte Neuendorf wie auch Vertreter von Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften.

So müssten "Working center" eingerichtet werden, an die sich Arbeiter bei Verstößen durch Arbeitgeber wenden könnten. Zudem forderte Neuendorf die Einrichtung eines Fonds für Arbeiter, die beim Bau von WM-Stadien ums Leben kamen oder verletzt wurden. Hier stehe auch der Weltverband FIFA in der Verantwortung, machte Neuendorf klar.

Übrigens irrte sich Al Thani mit seiner Einschätzung, was die Fußball-WM 2018 in Russland betrifft. Bereits im Frühjahr 2014 wurden infolge der Krimkrise und vor dem Hintergrund des Konflikts in der Ostukraine erstmals in deutschen Medien Stimmen laut, die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 zu boykottieren. Im Juli 2014 äußerten deutsche Spitzenpolitiker massive Kritik an der Vergabe der Weltmeisterschaft an Russland. Der Weltfußballverband erklärte jedoch, am Ausrichter Russland festhalten zu wollen.

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