Nach Tötung von Al-Qaida-Chef: USA blockieren wieder Freigabe von afghanischen Vermögen

Die US-Regierung hat längst sieben Milliarden Dollar der afghanischen Zentralbank beschlagnahmt, die in den USA gelagert sind. Nach der Tötung des Al-Qaida-Chefs in Kabul setzt Washington nun die Gespräche mit den Taliban über eingefrorene Milliarden der afghanischen Zentralbank aus, obwohl Millionen von Menschen im Lande vor dem Hungertod stehen.

Die Biden-Regierung hat beschlossen, keine der rund sieben Milliarden Dollar von in den USA eingefrorenen afghanischen Vermögen freizugeben, da die Taliban mutmaßlich Al-Qaida-Funktionäre in Kabul beherbergen würden. Die USA haben dementsprechend die Gespräche mit den Taliban über die eingefrorenen Milliarden der afghanischen Zentralbank nach der Tötung des Al-Qaida-Anführers, Aiman al-Sawahiri, in Kabul ausgesetzt, wie das Wall Street Journal berichtete.

In einer Erklärung, die nach einer Dringlichkeitssitzung der Taliban in der südlichen Stadt Kandahar seinerzeit herausgegeben wurde, erklärte die Gruppe als Reaktion auf die Tötung des Al-Qaida-Chefs, sie wisse nichts von Zawahiris Anwesenheit im Land und werde untersuchen, ob er bei dem Anschlag getötet worden sei.

Die neue US-Entscheidung macht frühe Anzeichen von Fortschritten in den Gesprächen zwischen den USA und den Taliban zunichte und versetzt den Hoffnungen auf einen wirtschaftlichen Aufschwung in Afghanistan einen Schlag, da Millionen von Menschen aufgrund der westlichen Sanktionen seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 vor dem Hungertod stehen.

Der US-Drohnenangriff, bei dem Al-Qaida-Anführer al-Zawahiri Ende letzten Monats getötet wurde, hat im Westen die Besorgnis über ein Wiederaufleben des globalen Terrorismus, der von Afghanistan ausgeht, geschürt, berichtet das Wall Street Journal.

Die USA hatten im Februar angeordnet, einen Teil vom eingefrorenen afghanischen Vermögen freizugeben: Ein Teil sollte in humanitäre Hilfe fließen, der andere an US-Terroropfer gehen. Die afghanische Zentralbank verurteilte seinerzeit die Entscheidung der US-Regierung zur Aufteilung des afghanischen Vermögens und forderte die Freigabe aller Devisenreserven. Die gesamten eingefrorenen Milliarden der afghanischen Zentralbank werden aber nun offenbar wieder blockiert. Die afghanische Zentralbank benötigt diese Mittel, um die wichtigsten Aufgaben zur Eindämmung der rasant steigenden Inflation, zur Stabilisierung des Wechselkurses und zur Wiederbelebung der immer sich verschlechternden Wirtschaft wieder aufzunehmen.

Shah Mehrabi, ein Vorstandsmitglied der afghanischen Zentralbank, sagte bereits, dass die Entscheidung, die in USA eingefrorenen Gelder nicht freizugeben, katastrophale Folgen für das ohnehin schon angeschlagene afghanische Volk haben könnte. Ein Jahr nach der Machtübernahme durch die Taliban ist Afghanistans wirtschaftliche Lage desaströs. Zur Verschärfung der Lage tragen die gesperrten Konten des afghanischen Staates durch die USA bei. Vor Kurzem haben dutzende Wirtschaftsexperten die US-Regierung aufgefordert, eingefrorene Milliarden der afghanischen Zentralbank freizugeben.

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