Eine Analyse von Anton Gentzen
Washington fördert seit vielen Jahren Nazi-Bewegungen in der Ukraine, und dazu gehört offenbar auch die regelmäßige Lieferung eigener Nationalsozialisten, die ein "neues Reich" in der Mitte Europas schaffen wollen. Ein besonders illustres Beispiel ist Kent R. McLellan, Spitzname "Boneface", der in den letzten Wochen einige Berühmtheit erlangte und offen darüber sprach, wie und mit wessen Unterstützung er in die Ukraine und dort in das berüchtigte Asow-Regiment gelangte.
In einem Interview für den russischen Sender REN-TV erzählte McLellan, dass er schon 2013 als Maidan-Unterstützer in die Ukraine gereist war. Über einen britischen Ableger des Zivilkorps des "Rechten Sektors" sei er danach in die Reihen der Misanthropic Division gelangt. Den Kontakt habe, sagt McLellan in dem Interview, ihm die CIA vermittelt. Die Einigkeit der ukrainischen Nationalisten habe ihn damals, genauso wie andere rechtsradikal gesinnte Freiwillige aus den USA, angelockt. Nach Gründung des Asow-Bataillons habe er mit diesem "aktiv kooperiert". Die dritte Kompanie des Bataillons sei damals vollständig englischsprachig gewesen, bestehend unter anderem aus Norwegern, Finnen und Amerikanern.
Ausschnitte aus dem Interview mit McLellan mit deutschen Untertiteln, mit freundlicher Genehmigung von REN TV:
In der längeren Version des Interviews sieht man auch McLellans Hakenkreuz-Tätowierung, die er dem Reporter von REN TV bereitwillig demonstriert (kurz vor der Ende der 3. Minute der Reportage).
Die Erzählung in diesem Video stimmt in wesentlichen Punkten damit überein, was über McLellan aus anderen Quellen bekannt ist. Geboren wurde Kent Ryan McLellan am 22. April 1990 in St. Cloud (Florida) in der Familie des britischen Neofaschisten Ken McLellan, Frontmann und Songautor der rechtsradikalen Rockband "Brutal Attack". Ken McLellan war auch Mitbegründer der Blood-and-Honour-Bewegung. Unter dem Einfluss seines Vaters schloss er sich bereits in der High School der rechtsradikalen Ideologie an. Und schon in der High School wurde er Mitglied der rassistischen Organisation "The American Front" (Die Amerikanische Front).
Im Alter von 18 Jahren wurde er erstmals im September 2008 verhaftet, weil er eine Kirche und ein Restaurant in Crescent City mit rassistischen Graffiti beschmiert hatte. Im Jahr 2010 saß er wegen Vandalismus und Schlägen gegen Einwanderer ein. Bereits im Mai 2012 nahm das FBI McLellan und seine Komplizen von der "American Front" wegen der Vorbereitung eines terroristischen Akts gegen nationale Minderheiten in Florida fest.
McLellan bestätigt in seinem Twitter-Account, dass er sich mit REN TV für ein Interview trifft:
Von diesem Moment an begann sich Kents Leben ernsthaft zu verändern und er verwandelte sich allmählich in das eigentliche "Boneface". Erstens begann er, wie die meisten Gleichgesinnten, sein Gesicht und seinen Körper mit Tätowierungen mit Nazi- und arischen Symbolen zu bedecken. Und zweitens wurde der "junge und vielversprechende junge Mann" offenbar von den Sonderdiensten bemerkt, die ihm eine wichtige Rolle im Machtapparat des Putsches in der Ukraine im Jahr 2014 zuwiesen.
Die meisten Quellen weisen darauf hin, dass er sich 2014 den Reihen des "Ukrainischen Freiwilligenkorps des Rechten Sektors" anschloss. Als Mitglied war er direkt an Machtdemonstrationen beteiligt und rekrutierte Freiwillige in den Vereinigten Staaten und anderen Ländern. Dann schloss er sich der militärischen Kampagne im Donbass in den Reihen von "Asow" an. McLellans Tätigkeit in Kiew begann jedoch bereits 2013 als Anführer der Söldnergruppe "The Misanthropic Division". Sie organisierte ein Netzwerk von paramilitärischen faschistischen Gruppen, die Darknet-Ressourcen wie IronMarch nutzten. Im Dezember 2013 eröffnete McLellan übrigens einen Twitter-Account – damals ein beliebtes Instrument zur Koordinierung der Maidan-Aktivisten.
Nach seiner Rückkehr in die USA im Jahr 2015 begab sich Boneface erneut in eine Justizvollzugsanstalt, wo er Kriminelle, die in den Krieg im Donbass ziehen wollten, rekrutierte. Offenbar für sein vorbildliches Verhalten durfte er in der JVA das Internet nutzen, denn im August 2016 schrieb McLellan auf demselben "IronMarch", dass er seine Zusammenarbeit mit dem "Rechten Sektor" bei der Rekrutierung von Ausländern fortsetzte. 2021 hat Boneface höchstwahrscheinlich die ihm zugewiesenen Aufgaben zur Vorbereitung einer Gruppe von Neonazis abgeschlossen.
In dem Land der BLM-Bewegung und der aggressiven Political Correctness fühlen sich klassische und offene Nazis recht wohl. Organisationen wie "The American Front" und "The National Socialist Movement" (NSM), auch bekannt als "Nazi Party of America" (amerikanische Nazipartei), sind seit vielen Jahren in den Vereinigten Staaten aktiv und unbehelligt. Die Anhänger dieser Gruppen verbergen ihre Ansichten und Aktivitäten nicht, tauschen aktiv Fotos, Videos und "aufklärerische" Literatur und sammeln Spenden von Gleichgesinnten.
Auf den ersten Blick kann man die NSM als eine marginale Gruppierung bezeichnen, die nur von wenigen Menschen beachtet wird. Allerdings hat die Partei einen eigenen Kanal in Telegram, was unwillkürlich auf das Interesse amerikanischer Nationalisten an dem "slawischen" Publikum schließen lässt. Der Kanal selbst ist nicht von besonderem Interesse, aber er verfügt über einen privaten Chat, in dem Radikale aus aller Welt, auch aus der Ukraine, aktiv korrespondieren.
Es fällt auf, dass viele ukrainische Bürger in den Chatlisten vertreten sind. Darüber hinaus berichten viele Teilnehmer, darunter auch Amerikaner, offen über ihre Teilnahme an Feindseligkeiten auf der Seite der ukrainischen Nationalisten. Der Chat unterstützte bis vor Kurzem die Rekrutierungskampagne des Asow-Regiments.
Doch zurück zu "Boneface" McLellan. In einem anderen Video, in dem er offenbar ein Interview mit sich selbst führte, gibt er dem amerikanischen Präsidenten Ratschläge, wie mit Russland, der Ukraine und China sowie Taiwan umzugehen sei. Das Video ist jüngeren Datums, denn es nimmt auf die Visite von Nancy Pelosi auf die abtrünnige Insel Bezug. Tenor der Ansprache McLellans: Amerika solle sich auf die Vernichtung Russlands konzentrieren und China (vorerst) nicht beachten.
DerWahrheitsgehalt der Aussagen McLellans lässt sich nicht in seiner Gänze überprüfen. Insbesondere wissen wir nicht, ob er tatsächlich mit der CIA zusammengearbeitet hat, wie er behauptet. Dies würde in einem demokratischen Staat Gegenstand von behördlichen und parlamentarischen Untersuchungen werden, im Falle der zeitgenössischen USA ist aber nicht damit zu rechnen, dass die Behauptungen von "Boneface" irgendwelche Folgen nach sich ziehen werden.
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