Der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan hat bei einer Regierungssitzung am Donnerstag erklärt, dass die Situation in Bergkarabach äußerst kompliziert sei. Paschinjan zufolge seien bei den Kämpfen zwei Armeeangehörige ums Leben gekommen und 19 weitere verwundet worden. Die Lage in und um Bergkarabach sei in den vergangenen Tagen extrem angespannt und äußerst schwierig geworden. Armenien erwarte, dass jeder Versuch, die Waffenruhe im Latschin-Korridor zu brechen, von russischen Friedenstruppen unterbunden werde. Paschinjan fügte hinzu, dass keine armenischen Militärs in Bergkarabach im Einsatz seien und deswegen aserbaidschanische Einheiten aus Bergkarabach abziehen sollten.
Eine Reihe von Ereignissen in Bergkarabach seit 2020 wie auch in den vergangenen Tagen hätten in der armenischen Öffentlichkeit Fragen zu einer friedenserhaltenden Operation in Bergkarabach aufgeworfen. Der armenische Premierminister sagte:
"Wir wissen die Bemühungen der russischen Friedenstruppen zur Sicherheit und Stabilität in Bergkarabach sehr zu schätzen."
Paschinjan machte Aserbaidschan für den Versuch, den Waffenstillstand zu brechen, verantwortlich. Armenien selbst erklärte, dass es den Frieden nicht aufgeben werde. Armenien sei im Rahmen seiner Gesetzgebung auch bereit, eine Verbindung zwischen West-Aserbaidschan und Nachitschewan zu schaffen.
Die EU forderte Jerewan und Baku auf, die Kämpfe in Bergkarabach einzustellen und zu den Verhandlungen zurückzukehren.
Im Jahr 1994 hatte der Krieg mit einem Sieg Armeniens geendet, die Unabhängigkeit der Republik Arzach war aber international nicht anerkannt worden. Im Jahr 2020 hatte Aserbaidschan große Teile Bergkarabachs zurückerobert. Am 9. November war ein Waffenstillstandsabkommen vom Präsidenten Aserbaidschans Ilham Alijew, dem Premierminister Armeniens Nikol Paschinjan und dem Präsidenten Russlands Wladimir Putin unterzeichnet worden.
Am Mittwoch hatte Aserbaidschan jedoch die Militäroperation "Rache" in Bergkarabach durchgeführt. Diese sei eine Reaktion auf den angeblichen Tod eines aserbaidschanischen Soldaten beim Beschuss durch armenische Truppen gewesen, hieß es. Aserbaidschan hatte wiederholt die Entmilitarisierung der Region gefordert. Moskau sieht einen Bruch des Waffenstillstandsabkommens.
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