Der Präsident der Türkei Recep Tayyip Erdoğan hat in einem Interview mit der türkischen Rundfunkgesellschaft TRT westliche Politiker für ihre Haltung gegenüber dem russischen Präsidenten Wladimir Putin kritisiert. Erdoğan brachte zudem zum Ausdruck, dass dieses Verhalten nicht den politischen Normen entspreche:
"Sie kennen die Haltung der westlichen Politiker gegenüber Putin. Das ist der Politik nicht würdig. Was auch immer Sie ihm gegenüber tun, Sie werden es zurückbekommen."
Vor kurzem hatte die Zeitung The New York Times geschrieben, dass Erdoğan für den US-Präsidenten Joe Biden und die Staats- und Regierungschefs anderer NATO-Länder bereits zu einem "Kopfschmerz" geworden sei. In dem Artikel heißt es, dass Erdoğans Handlungen und Bidens begrenzte Fähigkeit, diese einzudämmen, die einzigartige Position des türkischen Staatschefs als militärischer Verbündeter unterstreichen, dessen Politik "oft von der Rhetorik des kollektiven Westens abweicht".
Zuvor am 23. Juli hatte die Bundesaußenministerin Annalena Baerbock die Anwesenheit Erdoğans auf einem gemeinsamen Foto mit seinen russischen und iranischen Amtskollegen Wladimir Putin und Ebrahim Raisi als unverständlich für einen Vertreter der Regierung eines Landes bezeichnet, das "wie die Türkei Mitglied der NATO ist und die Ukraine militärisch unterstützt". Baerbock wörtlich:
"Die Tatsache, dass der türkische Präsident auf diesem Bild zu sehen ist, ist eine Herausforderung."
Erdoğan hob jedoch hervor, er habe während des Gipfeltreffens im Rahmen des Astana-Formats in Iran die Gelegenheit gehabt, die bilateralen Beziehungen mit dem russischen Präsidenten zu erörtern. Der Staatschef erklärte, das Treffen habe in einer freundschaftlichen Atmosphäre stattgefunden und es seien trotz der Meinungsverschiedenheiten mit Moskau wichtige Entscheidungen getroffen worden:
"Unser Treffen mit Putin war in der Tat anders. Denn wir betrachten hier niemanden als einen Feind. Dies bringt also einen wirklich aufrichtigen Ansatz von beiden Seiten."
Der türkische Staatschef fügte hinzu, dass seine westlichen Kollegen mit Putins Vorgehen nicht zufrieden seien. Allerdings hätten die beiden Seiten bei dem Treffen in Iran wichtige Fragen in den bilateralen Beziehungen "mühelos gelöst". Recep Tayyip Erdoğan betonte, dass Ankara den Dialog mit Moskau auf der Grundlage gemeinsamer Interessen aufrechterhalten und in Bereichen mit Potenzial ausbauen sollte.
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