Die USA wollen Chinas Nachbarn gegen Peking aufhetzen – Wird der Plan gelingen?

Die westlichen Mächte haben die Inselstaaten im indopazifischen Raum nie wirklich ernst genommen. Aber jetzt wollen sie gegen Peking Fuß fassen und sich dabei genau dieser Staaten bedienen.

Eine Analyse von Timur Fomenko

In der vergangenen Woche hielt US-Vizepräsidentin Kamala Harris eine Videoansprache vor dem Forum der Pazifischen Inseln, einem multilateralen Treffen, das von den Staaten des Archipels im Südpazifik abgehalten wird, die allgemein als "Polynesien" und "Melanesien" bezeichnet werden. Harris versprach, die Zusammenarbeit der USA mit den Inselstaaten zu vertiefen, warnte vor "bösen Akteuren" und versprach, die US-Botschaften in Tonga und Samoa wiederzueröffnen. Dies ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie die USA die Region zuvor nicht ernst genommen hatten – bis Washington herausfand, dass man natürlich Partner in der Region benötigt, um gegen Peking "Fuß zu fassen". Bemerkenswerterweise nahm der Inselstaat Kiribati nicht am Forum teil, ein Schritt, hinter dem man Pekings Einfluss vermutete. Später hielt China sein eigenes Treffen mit den Mitgliedern des Forums ab.

Wenn es nicht schon offensichtlich war, hat sich zwischen den Großmächten im Südpazifik ein ernsthaftes Ringen um Einfluss und politische Vorherrschaft entwickelt. Obwohl China als Aggressor oder Expansionist dargestellt wird, betrachten die USA und Australien diese Region nominell als ihren strategischen "Hinterhof". Nachdem man im Zweiten Weltkrieg die militärische Dominanz über den Pazifik errungen hatte, verstanden Washington – und damit auch Canberra – die ungezügelte Dominanz über diese Inselstaaten als Voraussetzung für die eigene globale Hegemonie. Es ist ein öffentlich erklärter Ehrgeiz der US-Außenpolitik, China, das jetzt als größter geopolitischer Gegner betrachtet wird, daran zu hindern, militärische Parität über die "erste" und "zweite" Inselkette des Pazifiks hinaus zu erlangen. Wenn Amerika das Primat über diese Inselketten verlieren würde, würde es damit auch seine Fähigkeit verlieren, Macht nach Asien zu projizieren.

Anfang dieses Jahres verblüffte China die USA und Australien mit einer diplomatischen Blitzaktion im Pazifik, bei der es einen wegweisenden Sicherheitspakt mit den Salomonen unterzeichnete und eine Reihe von Abkommen mit anderen Inselnationen abschloss. Washington und Canberra reagierten darauf, indem sie in den Medien des Establishments Alarm schlugen und behaupteten, China strebe den Bau von Militär- oder Marinestützpunkten auf diesen Inseln an. Dies führte bald dazu, dass gegenüber den Salomonen unverhohlene Drohungen ausgesprochen wurden.

Seitdem haben die USA und Australien jedoch ihre eigene diplomatische Offensive um die Gunst der Inselstaaten vorangetrieben, ebenso wie die auffällige Gründung einer weiteren antichinesischen multilateralen Gruppierung mit dem Namen "Partner im blauen Pazifik", der sich Großbritannien und Japan ebenfalls angeschlossen haben.

All diese Bemühungen werden wahrscheinlich nicht viel bewirken. Zunächst einmal, ob es den USA und Australien gefällt oder nicht, diese Inselstaaten wollen nicht von einer bestimmten Macht politisch dominiert werden. Sie sehen keinen Vorteil darin, einem langfristigen "Hinterhof"-Status unterworfen zu sein, insbesondere gegenüber Ländern, die es versäumt haben, ihre nationalen Interessen oder ihre Entwicklung in den vergangenen Jahren ernsthaft zu berücksichtigen.

Zweitens können die USA und ihre Verbündeten nichts tun, um die Wahrnehmung zu ändern, dass China einen äußerst vorteilhaften Entwicklungspartner für solche Länder darstellt und umfassende Möglichkeiten bietet. Als China das Sicherheitsabkommen mit den Salomonen abschloss, kündigte es auch an, dass 98 Prozent der Exporte der Insel nach China zollfrei sein werden. Da China der größte Markt der Welt ist und die Salomonen eine Bevölkerung von rund 690.000 Menschen haben, also weniger als eine kleine chinesische Stadt, versteht sich eine solche Vereinbarung von selbst.

Dies führt zum nächsten Punkt. China appelliert direkt an die Interessen der pazifischen Inselstaaten, im Hinblick auf die Verbesserung ihres wirtschaftlichen Status, auf die Bereitstellung von Infrastruktur und der Exportmärkte. Die USA, Australien und Co. tun dies nicht. Tatsächlich besteht ihr einziger Zweck bei dem Versuch, diese Länder wieder in ihren Orbit zu ziehen, darin, China entgegenzuwirken, um ihre ideologischen Ziele voranzutreiben, wie es Vizepräsidentin Harris mit den Worten "böse Akteure" illustriert hat. Aber es gibt kaum Hinweise dafür, dass die pazifischen Inselstaaten China als das sehen.

Peking hat sich verpflichtet, die nationale Souveränität der Inselstaaten zu respektieren, weshalb das Sicherheitsabkommen mit den Salomonen, sehr zum Leidwesen von Washington und Canberra, ein populäres Arrangement ist, mit dem die Salomonen die Gelegenheit sehen, sich von ihrer langjährigen Abhängigkeit von Australien und dem Commonwealth zu befreien. China zwingt sich dem Pazifik nicht auf, so wie es westliche Medien darstellen, sondern wird willkommen geheißen. Die andere Seite jedoch versucht ganz offen, die Inselstaaten zu einer Wahl der Seiten zu zwingen, und wundert sich dann, warum ihre diplomatischen Annäherungsversuche ignoriert werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Inselstaaten des Pazifiks nach einem Gleichgewicht streben und nicht nach Unterordnung in einer Hegemonie. Es ist natürlich eine grobe Ironie, dass die USA und ihre Partner darauf bestehen, dass Nationen wie die Ukraine das Recht haben, ihre eigenen souveränen Entscheidungen zu treffen, mit wem sie sich verbünden und mit wem sie zusammenarbeiten wollen, aber kleine Inselstaaten wie die Salomonen, die es wagen, China als Partner zu wählen, dies anscheinend nicht tun dürfen. In der Praxis erkennen solche Kleinstaaten jedoch, dass ihre eigene Entwicklung durch die Wahl mehrerer Partner gestärkt werden kann, anstatt einfach ein bescheidenes Dasein im Hinterhof von Australien zu akzeptieren, einem Land, das ihnen keine wirtschaftlichen Möglichkeiten bieten kann, die mit denen Chinas konkurrieren könnten.

Übersetzt aus dem Englischen

Timur Fomenko ist ein politischer Analyst.

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