Arktis und Geopolitik: Erstmals seit 25 Jahren wird die internationale Kooperation erschwert

Die derzeitige weltweite geopolitische Krise wirkt sich auch auf internationale Projekte in der Arktis aus – zum ersten Mal seit einem Vierteljahrhundert. Dies ist die Auffassung von Experten aus Russland, Finnland, Indien und China, die diese Woche im Rahmen der "Arctic Sessions" miteinander diskutierten.

Der Runde Tisch zum Thema "Arktischer Rat: Szenarien für die Zukunft der internationalen Plattform" fand am 20. Juli statt. Vertreter der internationalen Arktis-Expertengemeinschaft aus Finnland, China, Indien und Russland nahmen an der Diskussion teil. Es war die erste Veranstaltung im Rahmen der "Arctic Sessions", einer Reihe von Expertengesprächen am Runden Tisch. Und die erste Veranstaltung, die vor dem Hintergrund einer schweren geopolitischen Krise stattfindet, die auch Projekte in der Arktis beeinträchtigt.

"In der Tat ist es in der Arktis zu einem sogenannten Security-Spillover gekommen, wenn ein Problem, ein Konflikt oder ein Ereignis, das außerhalb der geografischen Grenzen der Region liegt, negative Auswirkungen auf lokaler Ebene hat", sagte Nikolai Kortschunow, Großbotschafter des russischen Außenministeriums und Vorsitzender des Ausschusses hoher arktischer Beamter des Arktischen Rates. Dies sei das erste Mal in den 25 Jahren, in denen der Rat tätig sei, betonte er.

In der derzeitigen Situation ist es schwierig geworden, sowohl die Sicherheit der arktischen Projekte zu gewährleisten als auch Vertrauen zwischen den internationalen Projektteilnehmern aufzubauen.

"Die Zukunft des Arktischen Rates hängt von seinen Mitgliedsstaaten ab", glaubt Kortschunow – und davon, welche Lösungen zur "Sicherung ihrer Interessen" sie in der Arktis verfolgen würden.

Nikolai Doronin, der Vorstandsvorsitzende des Projektbüros für die Entwicklung der Arktis, ist der Ansicht, dass Russland trotz des Sanktionsdrucks und der durch die aktuelle geopolitische Situation verursachten Schwierigkeiten in der Lage sein wird, seine arktischen Projekte weiterzuentwickeln:

"Russland wird es natürlich schwer haben ohne die Technologie von ausländischen Herstellern – vor allem aus dem Westen. Aber die Russen leben seit mehr als 500 Jahren in den arktischen Gebieten, und sie werden nicht weggehen. Wir wissen, wie man dort lebt, wie man sich anpasst, wie man seine Gebiete entwickelt."

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