Experte: Aufhebung der EU-Sanktionen für russische Banken wäre Fehlerbekenntnis

Die mögliche Freigabe der eingefrorenen Gelder russischer Banken wäre de facto ein Eingeständnis der Fehler Brüssels, meint der Wirtschaftswissenschaftler Jacques Sapir. Damit würde der Westen seine Verantwortung für die globale Krise endlich eingestehen, so der Experte.

Wie der französische Wissenschaftler und Forschungsleiter der Elite-Hochschule École des hautes études en sciences sociales (EHESS), Jacques Sapir, gegenüber der Nachrichtenagentur TASS am 20. Juli erklärte, werde die mögliche Freigabe eingefrorener Guthaben russischer Banken zur Anerkennung der von Brüssel gemachten Fehler werden. Er betonte:

"Die Entscheidung der EU, Gelder im Besitz russischer Banken freizugeben, wird technisch gesehen zu einer Lockerung der Sanktionen führen."

Wie der Experte meinte, könnte "der genannte Grund, also die Wiederaufnahme des Handels mit Getreide und Düngemitteln", den EU-Beamten "ermöglichen, dies als eine 'humanitäre Maßnahme'" darzustellen, die "zur Vermeidung der Nahrungsmittelkrise erforderlich" sei.

Allerdings sei von Anfang an klar gewesen, dass die beispiellosen Sanktionen gegen die russische Wirtschaft und das Bankwesen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben würden, so Sapir:

"Als jedoch die Guthaben der Banken eingefroren wurden, war bereits klar, dass der Handel gefährdet sein würde. Bedeutet dies, dass die EU-Verantwortlichen das Problem erst in den vergangenen Wochen erkannt haben? Wenn ja, dann ist das die Bestätigung einer außergewöhnlichen Inkompetenz."

Sapir ist der Ansicht, dass die Bedeutung der Lieferung russischer Lebens- und Düngemittel in den Nahen Osten und nach Afrika von Anfang an unbestreitbar war. Daher würde die Freigabe der Mittel für solche Lieferungen bedeuten: Man hat "verstanden, dass die Sanktionen in diesem Bereich sowohl aus menschlicher als auch aus politischer Sicht zu katastrophalen Folgen führen, für die alle EU-Länder und die westlichen Länder insgesamt verantwortlich sind".

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