Joe Biden sei in erster Linie in die Region gereist, um die Staaten am Persischen Golf davon zu überzeugen, mehr Öl und Gas in den Markt zu pumpen. Das erklärte Hassan Nasrallah, der Generalsekretär der libanesischen Hisbollah in einer Rede anlässlich des Jahrestages des Krieges zwischen der Hisbollah und Israel im Jahr 2006.
Nasrallah sagte, die USA führten einen Krieg gegen Russland in der Ukraine und hätten alle Länder Europas mitgerissen, wobei Europa zum Lager der Verlierer in diesem Konflikt gehöre:
"Die USA können nicht zulassen, dass Russland aus diesem Konflikt als Sieger hervorgeht. Heute besteht ihr oberstes Ziel darin, eine Alternative zu russischem Öl und Gas in Europa sicherzustellen."
Bezüglich Bidens Nahost-Tour äußerte der Hisbollah-Chef, der US-Präsident sei in die Region gereist, um unter anderem zu versichern, dass die USA an der Seite Israels und seines Normalisierungsprojektes mit den Golfstaaten stehen. Und weiter:
"Er hat dem palästinensischen Volk nichts zu bieten."
Der libanesische Hisbollah-Chef drohte Israel am Mittwoch mit einer militärischen Eskalation, wenn ein künftiges Abkommen über die umstrittene Seegrenze zwischen den beiden Ländern nicht zugunsten des Libanons ausfallen sollte.
Nasrallah sprach zum ersten Mal seit der jüngsten Aufklärungsmission der Hisbollah über dem Karisch-Gasfeld im Mittelmeer. Drei Hisbollah-Aufklärungsdrohnen hatten sich Anfang Juli auf dieses umstrittene Gasfeld zubewegt, um Informationen zu sammeln. Die Drohnen, die einige Zeit unentdeckt in der Luft waren, wurden später abgefangen. In einer Erklärung bezeichnete die Hisbollah diese Aktion als "erfolgreiche Aufklärungsmission".
"Die Drohnen haben die Botschaft gesendet, dass wir es ernst meinen."
Die schiitische Widerstandsbewegung, so Nasrallah, sei die einzige Kraft, die Libanon habe, um sein Recht auf Öl und Gas im Mittelmeer zu erlangen:
"Die Fähigkeiten des Widerstands sind heute beispiellos, der Kampfgeist ist größer als je zuvor."
Der Hisbollah-Chef drohte in seiner Rede, wenn es dem Libanon nicht erlaubt sei, Öl und Gas aus Bodenschätzen im Karisch-Feld auszubeuten, dann dürfe niemand Gas oder Öl aus diesen Feldern fördern. Und niemand werde in der Lage sein, Gas oder Öl von dort zu verkaufen.
Der Libanon und Israel streiten über ihre Seegrenze und darum, wem welche Anteile aus den Gasvorkommen zustehen. Der Streit über diese Grenze betrifft zwei große Gasfelder, die vor der Küste liegen: Karisch und Qana. Im Jahr 2020 hatten der Libanon und Israel die Verhandlungen über ihre Seegrenze wieder aufgenommen. Allerdings geriet der Prozess seither ins Stocken, da Beirut fordert, die von der UNO bei den Gesprächen verwendete Karte müsse geändert werden.
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