Die Schweizer Neutralität geriet auf einer Pressekonferenz des US-Präsidenten Joe Biden am Donnerstag kurzfristig ins Wanken. Biden war gerade dabei zu erläutern, wie es zu der historischen Entscheidung gekommen war, dass Finnland und Schweden in die NATO drängen, als ihm wieder einmal ein Lapsus unterlief.
Biden schilderte, in der betreffenden Situation habe der finnische Präsident Sauli Niinistö vorgeschlagen, "die Regierungschefin der Schweiz wegen ihrer Beitrittsbestrebungen anzurufen". Der US-Präsident bemerkte allerdings seinen Versprecher sofort und fügte scherzhaft hinzu:
"Die Schweiz, mein Gott … Ich habe offensichtlich wirklich sehr große Lust, die NATO zu erweitern."
Er habe natürlich "Schweden" sagen wollen, so Biden weiter.
Finnland und Schweden hatten nach Jahrzehnten der Bündnisneutralität angesichts der militärischen Eskalation in der Ukraine mit dieser Tradition gebrochen und bemühen sich um Aufnahme in die NATO. Die Schweiz kooperiert zwar im Rahmen der Partnerschaft für den Frieden und des Euro-Atlantischen Partnerschaftsrats mit der NATO, ist aber an einer Mitgliedschaft nicht interessiert. In einer repräsentativen Umfrage im April dieses Jahres hatten sich nur 19 Prozent der Schweizer für einen NATO-Beitritt ausgesprochen.
Gleichzeitig befürworteten 61 Prozent der Befragten, dass sich die Schweiz stärker für die Ukraine einsetzen solle – Waffenlieferungen lehnten jedoch 66 Prozent ab.
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