Internationale Energieagentur: Atomkraft wichtig für Übergang zu erneuerbaren Energien

Während die deutsche Regierung bisher am Atomausstieg festhält, der unter Merkel beschlossen wurde, wollen immer mehr Staaten neue Investitionen in die Atomkraft tätigen. Dort gilt sie als moderne, effiziente und emmissionsarme Stromerzeugungsmethode.

Die Internationale Energieagentur (IEA) hat am Donnerstag einen neuen Bericht veröffentlicht, in dem die internationale Organisation die Bedeutung der Kernkraft für den Übergang zu erneuerbaren Energien betont, vor allem angesichts der aktuellen weltweiten Energiekrise. Die Reduzierung von Energieimporten habe eine besondere Bedeutung gewonnen. Die IEA begründet die Rolle der Kernkraft zudem mit der Klimakrise. Um bis zur Mitte des Jahrhunderts null Nettoemissionen von Treibhausgasen zu erreichen, müsse es eine schnelle und vollständige Dekarbonisierung der Strom- und Wärmeerzeugung geben. Die IEA schreibt:

"Die Kernenergie mit einer Kapazität von 413 Gigawatt , die in 32 Ländern in Betrieb ist, trägt zu beiden Zielen bei, indem sie jährlich 1,5 Gigatonnen an globalen Emissionen und 180 Milliarden Kubikmeter an globalem Gasbedarf vermeidet."

Der Ausbau der Wind- und Solarenergie müsse durch disponierbare Ressourcen ergänzt werden.

"Die Kernenergie ist heute nach der Wasserkraft die zweitgrößte Quelle emissionsarmer Energie und kann aufgrund ihrer Planbarkeit und ihres Wachstumspotenzials in Ländern, in denen sie akzeptiert wird, dazu beitragen, ein sicheres, vielfältiges und emissionsarmes Stromsystem zu gewährleisten."

Zudem stellt die Agentur fest, dass zwar "fortgeschrittene Wirtschaften" über fast 70 Prozent der globalen Nuklearkapazität verfügen, die Investitionen in diese seien aber ins Stocke geraten. Von den 31 Reaktoren, deren Bau seit Anfang 2017 startete, seien laut IEA bis auf vier alle anderen von chinesischem oder russischem Design. Jedoch habe eine wachsende Anzahl von Ländern Pläne verkündet, wonach sie mehr in die Nuklearenergie investieren wollten, wurde im IEA-Bericht mitgeteilt. Dazu gehörten beispielsweise Großbritannien, Frankreich, China, Polen und Indien. Auch die Vereinigten Staaten würden in fortschrittliche Reaktor-Designs investieren, so der Bericht weiter. Andere Länder wiederum, wie Belgien und Südkorea, nahmen laut dem Agenturbericht ihre Entscheidungen, aus der Atomkraft auszusteigen, zurück:

"Die Energiesicherheitsstrategie des Vereinigten Königreichs umfasst Pläne für acht neue Großreaktoren. Eine schnellere Wiederinbetriebnahme japanischer Kernreaktoren, die eine Sicherheitsgenehmigung erhalten haben, könnte Flüssigerdgas (LNG) freisetzen, das in Europa oder anderen asiatischen Märkten dringend benötigt wird."

Während nach der Erdölkrise von 1973 mit dem Bau von Atomkraftwerken im Umfang von insgesamt 170 Gigawatt Leistung begonnen wurde,  – diese Anlagen stellen immer noch 40 Prozent der gesamten Atomstromerzeugung dar – wurden im letzten Jahrzehnt lediglich Anlagen im Umfang von 56 Gigawatt errichtet, berichtete die IEA. Das müsse aber laut der Agentur nicht so bleiben:

"Mit politischer Unterstützung und strenger Kostenkontrolle könnte die heutige Energiekrise zu einer ähnlichen Wiederbelebung der Kernenergie führen."

Als etablierte großflächige Energiequelle mit niedrigen CO2-Emissionen eigne sich Kernkraft gut dazu, die Stromerzeugung zu dekarbonisieren, stellt der Bericht fest. Demnach sei es auch  wichtig, die Laufzeiten bestehender Kernkraftanlagen zu verlängern, um einen kosteneffektiven Pfad zur Reduzierung der Emissionen bis 2050 einzuschlagen.

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