Elf Monate nach dem überraschenden Tod von Jeffrey Epstein im August 2019 wurde dessen jahrelange Weggefährtin Ghislaine Maxwell auf einem Anwesen in New Hampshire in den USA verhaftet. Seit Juli 2020 saß Maxwell in einem Bundesgefängnis in New York City ein. Kurz vor der finalen Urteilsverkündung am gestrigen Dienstag wurde sie noch in Einzelhaft unter verschärfte Beobachtung verlegt aufgrund der Befürchtung einer akuten Suizidgefahr.
Das nun gesprochene Urteil, über zwanzig Jahre Gefängnis für die aktive Komplizin von Jeffrey Epstein, setzt den vorläufigen Schlusspunkt eines Prozesses, in dem immer noch nicht alle Details kompromittierender Abläufe und Kontakte eines selbstverliebten Machtpaares erarbeitet und untersucht wurden. Maxwell war bereits im Dezember 2021 von einer New Yorker Jury schuldig gesprochen worden. Sie galt als zuarbeitende dominante Hand Epsteins und spielte die zentrale Rolle beim Aufbau eines Rings zum sexuellen Missbrauch junger Mädchen. Von 1994 bis 2004 soll sie Minderjährige für Epstein rekrutiert und zum "sexuellen Missbrauch serviert" haben.
Maxwells aktive Rolle galt der Kontaktaufnahme mit verletzlichen Mädchen, teils noch im Alter von 14 Jahren, um sie nach entsprechenden verlockenden Offerten dem perfiden Sexgeschäftsmodell der beiden zuzuführen. Hierfür wurden Epsteins Anwesen in New York, Florida, New Mexico und den Virgin Islands genutzt mithilfe eines als "Lolita-Express" genannten Flugzeugs von Epstein. Mindestens acht Frauen hatten den Richtern Briefe vorgelegt, in denen sie den sexuellen Missbrauch schilderten, den sie nach eigenen Angaben erlitten hätten, weil sie Maxwell und Epstein getroffen haben. Die stellvertretende Staatsanwältin Alison Moe bezeichnete Maxwell als eine Person, "der das Leiden anderer Menschen gleichgültig war", und kommentierte resümierend am Tag der Urteilsverkündung:
"Sie waren gemeinsam kriminelle Partner und haben diese Kinder gemeinsam missbraucht."
Als nachweisliche "Kunden und Abnehmer" dieser Opfer sind der britische Kronprinz Andrew und der vormalige US-Präsident Bill Clinton bekannt. Welche Rollen Donald Trump, Filmgrößen wie Kevin Spacey und Woody Allen, der Starviolinist Itzhak Perlman oder der Multimilliardär Bill Gates in dem Fall Epstein/Maxwell spielen, ist immer noch nicht abschließend geklärt. Andere enge Vertraute des kriminellen Pärchens, wie der Model-Agent Jean-Luc Brunel, kamen inzwischen zu Tode.
Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von 30 bis 55 Jahren beantragt, während Maxwells Verteidigung eine mildere Strafe von nur fünf Jahren forderte. US-Bezirksrichterin Alison Nathan lag mit ihrem Urteilsspruch von zwanzig Jahren Gefängnis leicht über der gesetzlich vorgeschlagenen Rahmen-Richtlinie von bis zu 19 Jahren und 7 Monaten. Zudem erwartet Maxwell eine Geldstrafe von 750.000 Dollar (713.000 Euro).
Als die Verurteilte zu Wort kam, teilte Maxwell den Anwesenden mit, sie "fühle mit den Überlebenden" und es sei ihr "größtes Bedauern in meinem Leben, dass ich Jeffrey Epstein jemals getroffen habe". Sie bezeichnete ihn als "manipulativen, gerissenen und kontrollierenden Mann, der ein zutiefst abgeschottetes Leben geführt hat". Die beiden galten elf Jahre lang als Paar. Maxwell, die bis zuletzt bestreitet, jemals einen Menschen missbraucht zu haben, drückte ihre Hoffnung aus, dass die Verurteilung und ihre "ungewöhnliche Inhaftierung" ein "gewisses Maß an Frieden und Endgültigkeit" bringe.
Maxwell ist die Tochter des legendären britischen Verlegers Robert Maxwell (1923-1991), der unter ominösen Umständen während eines Jacht-Unfalls im Jahre 1991 zu Tode kam.
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