Wolfgang Bittner: Der Ost-West-Konflikt – Eine Inszenierung

Auf einer Konferenz des Schiller-Instituts erklärte Wolfgang Bittner die Hintergründe zum Krieg in der Ukraine, dem Konflikt zwischen den USA und Russland und der Rolle Deutschlands. Dabei müsse man verstehen, welchen Einfluss Washington auf Deutschland ausübe.

Auf der Internationalen Konferenz des Schiller-Instituts am 18. und 19. Juni 2022 erklärte Dr. Wolfgang Bittner die Hintergründe des Ost-West-Konflikts zwischen den USA und Russland, dem Krieg in der Ukraine und der Rolle Deutschlands. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Deutschland als europäischer Brückenkopf der USA gegen die Sowjetunion aufgestellt, so Bittner. Um zu verstehen, welche Rolle Deutschland auch heute noch darin spiele, müsse man Folgendes wissen:

Nach der Wiedervereinigung wurde Deutschland zwar volle Souveränität zugesprochen, doch durch Zusatzverträge, zum Beispiel über Truppenstationierungen und die militärische Zusammenarbeit mit den USA, wurde diese wieder relativiert. Washington habe demnach erhebliche Möglichkeiten, auf Deutschland Einfluss auszuüben und auch Druck auszuüben.

Des Weiteren müsse man zur Kenntnis nehmen, dass Deutschland nach wie vor ein besetztes Land sei. Kaum bekannt sei, dass sich in Deutschland neben kleineren Militärstützpunkten elf große Hauptstützpunkte der USA befinden. In Büchel in Rheinland-Pfalz sind Atomwaffen stationiert und der Luftwaffenstützpunkt Ramstein ist die größte Militärbasis der US-Luftwaffe außerhalb der USA. Von dort aus steuern die USA auch den weltweiten Einsatz von Kampfdrohnen. Hinzu kommt, dass die USA die BRD seit dem Jahr 1990 mit mehr als 150 Think-Tanks überzogen haben, in denen fast alle führenden Politiker und Journalisten vertreten sind. Der bekannteste davon dürfte die Atlantikbrücke sein, so Bittner. Weiterhin müsse man wissen, dass die USA seit mehr als einem Jahrhundert eine Kooperation zwischen Deutschland und Russland systematisch verhindern. Dies gehe auch aus einer Rede des US-Sicherheitsexperten George Friedman hervor:

"Das Hauptinteresse der US-Außenpolitik im letzten Jahrhundert, im Ersten und Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg waren die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland, weil sie vereint die einzige Macht sind, die unsere Vormachtstellung bedrohen kann. Unser Hauptziel war, sicherzustellen, dass dieser Fall nicht eintritt."

Friedmann begründet dies wie folgt:

"Für die Vereinigten Staaten ist die Hauptsorge, dass deutsches Kapital und deutsche Technologie sich mit russischen Rohstoffressourcen und russischer Arbeitskraft zu einer einzigartigen Kombination verbinden. Um das zu verhindern, haben die USA zwischen Westeuropa und Russland einen waffenstarrenden Korridor geschaffen und Russland isoliert."

Wie Bittner erläutert, erkläre sich vor diesem Hintergrund vieles von dem, was heute geschehe. Klar sei auch, dass die USA in ihrer Hybris einen Anspruch auf eine Vormachtstellung in der Welt erheben.

"Inzwischen fragen sich nicht wenige Menschen, warum Deutschland der Ukraine überhaupt irgendetwas schulden sollte. Mit welcher Berechtigung fordert die ukrainische Regierung Geld und Waffen von Deutschland. Und warum geht die Berliner Regierung darauf ein?"

Sollte es tatsächlich so sein, dass die Bundesregierung Anweisungen aus Washington befolge, dann wäre sie nach Bittners Auffassung Teil des Problems und trage nicht dazu bei, es zu lösen.

Im Folgenden rekonstruiert Bittner die Ereignisse in der Ukraine seit dem "von den USA über Jahre vorbereiteten Regime-Change 2014": dem Anschluss der Krim an Russland nach einem Referendum, dem Bestreben der Bewohner des Donbass nach Autonomie innerhalb der Ukraine, dem folgenden Bürgerkrieg in der Ostukraine, bei dem etwa 14.000 Menschen umkamen, und die Missachtung des Minsker Abkommens durch Kiew.

"Die weitere Entwicklung bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist bekannt: Ein Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland, in dem die Ukraine zerrieben wird. Dieses verhängnisvolle Vorgehen mit der Verteidigung Europas zu begründen, entspricht der systematisch betriebenen Meinungsmanipulation. Die Ukraine war vor dem Krieg nahe dem Zusammenbruch und hing nur noch am Tropf von IWF und der EU."

Als Folge des Ukraine-Krieges könne man nun davon ausgehen, dass sich die Inflation weiter beschleunigen werde und die Armen noch ärmer würden; einzig die Rüstungsindustrie profitiere. Da mit Russland und den USA jedoch zugleich zwei Atommächte in den Konflikt involviert sind, sei die Situation so gefährlich wie nie zuvor. Bittner schließt seinen Vortrag mit dem Appell, dass nur Aufklärung über die wahren Verhältnisse zu einem dringend erforderlichen Politikwechsel führen könne.

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