Iran gab am Freitag die Abschaltung von 27 Kameras der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) zur Überwachung seiner Nuklearanlagen bekannt. Teheran kündigte zudem den Betrieb neuer Zentrifugen zur Urananreicherung an. Die Schritte erfolgten wenige Tage, nachdem der Gouverneursrat der IAEO Iran in einer Resolution mangelnde Kooperation vorgeworfen hatte. Das Außenministerium in Teheran bezeichnete die Resolution am Donnerstag als "hastig" und "unausgeglichen". Von den 35 Staaten in dem Gremium stimmten Russland und China dagegen, während sich Indien, Pakistan und Libyen enthielten. Der russische Chefunterhändler in Wien Michail Uljanow erklärte, dass "Länder, die mehr als die Hälfte der Menschheit repräsentieren, die Resolution nicht unterstützen".
Der Chef der IAEO Rafael Grossi wertete den von Iran angekündigten Abbau von 27 Überwachungskameras seiner Behörde als "fatalen Schlag" gegen die Bemühungen, das Abkommen von 2015 wiederzubeleben. Am Mittwoch hatte Iran bereits erklärt, zwei Überwachungskameras abgeschaltet zu haben, deren Betrieb über die Verpflichtungen Irans im Rahmen des Sicherheitsabkommens der IAEO hinausging.
Der Leiter der Iranischen Atomenergieorganisation (AEOI) Mohammad Eslami erklärte, dass die Reaktion Irans auf jüngste IAEO-Resolution schnell und entschlossen gewesen sei. Er teilte mit, dass Teheran "praktische Gegenmaßnahmen ergriff, darunter die Installation fortschrittlicher Zentrifugen und die Abbau von Kameras, die außerhalb Sicherheitsabkommens der IAEO betrieben werden".
Die Installation der hochmodernen IR-6-Zentrifugen entspricht grundsätzlich den Regeln der IAEO, wenn sie angemeldet wird. Allerdings hatte Iran sich im JCPOA verpflichtet, ausschließlich ältere, leistungsschwächere IR-1-Zentrifugen zu verwenden. Eslami erklärte bezüglich der jüngsten IAEO-Resolution gegen Teheran, die UN-Atombehörde sei vom "israelischen Regime" als Geisel genommen worden. "Es ist bedauerlich, dass eine internationale Institution von einem illegitimen Regime ausgenutzt wurde und ihr Ruf in Frage gestellt wurde", fügte er hinzu.
Grossi besuchte kürzlich Israel. Bei seinem Besuch habe der israelische Außenminister Naftali Bennett die Bedenken Israels zum Ausdruck gebracht, wonach sich Iran "Atomwaffen" nähere. Das Treffen sorgte für Aufregung in Teheran. Denn Israel unterschrieb den Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen nicht und ist damit auch nicht den regelmäßigen Untersuchungen durch die IAEO unterworfen. Israel führt Berichten zufolge eine umfangreiche Erweiterung seiner Atomanlage Dimona in der Wüste Negev durch, wo das Land bislang das spaltbare Material für sein Atomwaffenarsenal herstellte.
Mehr zum Thema - Israelischer Außenminister: Israel durch möglichen neuen Atomdeal mit Iran zu nichts verpflichtet