Nachdem der polnische Präsident Andrzej Duda am Donnerstag in einem Bild-Interview scharf gegen jeden Versuch von Bundeskanzler Olaf Scholz oder des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, mit dem russischen Präsidenten zu verhandeln, geschossen und sich gar dazu versteigert hatte, einen Hitlervergleich aufzustellen, gab der MDR am Freitag Klaus von Dohnanyi das Wort zur Erwiderung.
Den Hitler-Vergleich Dudas bezeichnete von Dohnanyi als "absoluten Unsinn", bei Putin und Hitler handele es sich um "zwei völlig verschiedene Persönlichkeiten, auch völlig verschiedene Wertestrukturen", bezeichnete allerdings das russische Vorgehen einen "verbrecherischen Krieg", den Putin angefangen habe.
Verhandlungen hält der ehemalige Hamburger Landesvater für unerlässlich. Wer Frieden will, der müsse "mit der anderen Seite verhandeln". Darum sei es "notwendig und richtig, mit Putin zu reden". Daran, dass Verhandlungen der Europäer etwas bewirken könnten, zweifelt allerdings auch von Dohnanyi selbst, die wichtigste Person "in diesem Streit" sei Präsident Biden, "der Amerikaner":
"Der Schlüssel zu einer friedlichen Lösung liegt in den USA."
Der Krieg ist, so von Dohnanyi, dadurch zustande gekommen, dass man die Ukraine "unbedingt in die NATO bringen wollte". Dies wiederum war eine amerikanische Entscheidung, keine Entscheidung der Europäer:
"Die Amerikaner haben es im Dezember abgelehnt, über dieses Thema überhaupt zu reden."
Dies sei der "wahre Ursprung" des Krieges gewesen, ist von Dohnanyi überzeugt. Eine Friedenslösung sei nicht möglich, solange "die Ukraine in die NATO genommen wird". Der Politikveteran äußerte Verständnis für die russischen Interessen in diesem Punkt:
"Verständlich, dass das Kriegsbündnis des Kalten Krieges nicht bis an die russischen Grenzen vordringen darf. Die Amerikaner würden dies ihrerseits (im umgekehrten Fall) nicht dulden."
Biden müsse nun klar sagen, dass die Ukraine und Georgien nicht in die NATO integriert werden, unter UNO-Schutz kommen und ihre Neutralität garantiert wird. Dann erst könne man mit Putin darüber verhandeln, dass der Donbass "zurückversetzt" wird, also einen Autonomiestatus erhält und Teil der Ukraine bleibt. Möglicherweise, räumte von Dohnanyi zugleich ein, sei es dafür "schon fast zu spät".
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