Wladimir Demtschenko ist stellvertretender Kommandeur einer Einheit der Streitkräfte der Volksrepublik Donezk. Am Freitag berichtete die Nachrichtenagentur RIA Nowosti, dass der ukrainische Geheimdienst SBU Mitte April die Tochter Demtschenkos entführt habe, um den Militärangehörigen zur Zusammenarbeit mit der ukrainischen Seite zu zwingen.
Demtschenko sagte in einem Gespräch mit Journalisten, dass er am 16. April über Telegram eine Nachricht von seiner Tochter erhielt, in der sie ihn bat, anzurufen. Er habe es versucht, sei aber nicht durchgekommen. Dann kam eine weitere Nachricht:
"Papa, sie haben mich deinetwegen mitgenommen. Sie werden dich morgen um 23 Uhr kontaktieren."
Zum weiteren Verlauf des Anwerbeversuchs sagte der DVR-Offizier:
"Am Abend des 17. April wurde ich kontaktiert. Als ich fragte, wen die Anrufenden vertreten, sagte man mir: 'Wir vertreten die Abteilung für Spezialoperationen.'"
Für den Fall, dass er sich weigere, mit dem SBU zusammenzuarbeiten, sei Demtschenko damit gedroht worden, dass "sie nicht so sein wird, wie Sie es gerne hätten".
Laut Demtschenko kam eine Zusammenarbeit trotzdem nicht zustande. Der Kontakt sei daraufhin abgebrochen. Versuche, die Tochter ausfindig zu machen, seien seitdem fruchtlos geblieben. Sie befindet sich nicht offiziell in Haft, auch beim Geheimdienst SBU ist die Verhaftung nicht offiziell registriert. Inoffizielle Versuche, den Aufenthalt aufzuklären, blieben erfolglos: Demtschenko schätzt, dass seine Tochter sich in keinem offiziellen Gefängnis befindet, auch nicht in denen, die dem SBU unterstellt sind. Sie ist spurlos verschwunden.
Der Offizier wandte sich an die Generalstaatsanwaltschaft der Volksrepublik Donezk, die ein Strafverfahren wegen Geiselnahme einleitete. Wie RIA Nowosti berichtet, wurde neben Demtschenkos Tochter auch sein Schwiegersohn entführt.
Zuvor hatte die Ombudsfrau der Republik, Darja Morosowa, erklärt, dass ukrainische Spezialdienste seit Beginn der russischen Militäroperation ständig Angehörige von DVR-Soldaten und Aktivisten entführen. Ihr zufolge werden sie in geheimen Gefängnissen festgehalten und gefoltert.
"Mit dem Beginn der Sonderoperation haben die Entführungen aus ideologischen Gründen (in der Ukraine – Anm. d. Red.) nicht nur wieder zugenommen, sondern sind auch weit verbreitet. Außerdem wurden Fälle von Entführungen Minderjähriger registriert. Im Moment habe ich eine gewisse Anzahl von Appellen von Angehörigen der in der Ukraine Entführten erhalten", sagte Morosowa am Donnerstag Reportern.
RT DE hatte seit Mitte März mehrfach über das spurlose Verschwinden bekannter Oppositioneller in Kiew und anderen ukrainischen Städten berichtet. Mit wenigen Ausnahmen ist das Schicksal derjenigen, über deren Entführungen wir berichtet hatten, nach wie vor nicht aufgeklärt. Die Zahl der bekannt gewordenen Fälle beträgt mehrere Hundert Personen.
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