Der US-Investor und Multimilliardär George Soros erklärte auf dem Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos einen "schnellen Sieg über Russland" als Voraussetzung, um "die offene Gesellschaft und die Zivilisation selbst zu retten". Wenn es keinen schnellen Sieg der Ukraine gegen Russland geben sollte, werde der kollektive Westen nicht in der Lage sein, den Klimawandel rechtzeitig zu bekämpfen, um die Zivilisation zu retten, so Soros. Außerdem bezeichnete er Russland und China als die größten Bedrohungen für sein Konzept der offenen Gesellschaft.
Die Entsendung russischer Truppen in die Ukraine "könnte der Beginn des Dritten Weltkriegs sein, und unsere Zivilisation wird ihn vielleicht nicht überleben", sagte Soros weiter auf dem WEF. Und selbst wenn die Kämpfe dort aufhörten, werde die Situation "nie wieder so sein wie vorher". Nach Soros' Ansicht fand die "Invasion" inmitten eines Kampfes zwischen "zwei Regierungssystemen statt, die einander diametral entgegengesetzt sind: die offene Gesellschaft und die geschlossene Gesellschaft", wobei die erste vom Westen und die zweite von Russland und China verkörpert werde.
Der 91-jährige Soros erinnerte zudem an die "aufregenden Tage" des Zerfalls der Sowjetunion, eine Zeit, als Soros' Vermögen so weit anstieg, dass er 1987 300 Millionen US-Dollar pro Jahr ausgeben konnte, und seine Stiftungen in Osteuropa erfolgreicher waren, als er es erwartet habe. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 habe sich das Blatt jedoch gewendet. Nun seien "repressive Regime" auf dem Vormarsch und "offene Gesellschaften werden belagert". China und Russland stellten dabei "die größte Bedrohung" dar.
"Klimawandel könnte unumkehrbar werden"
Soros zeigte sich jedoch auch optimistisch, was den weiteren Verlauf des Ukraine-Konflikts betrifft. Die russischen Truppen hätten, so der Milliardär, erwartet, als Befreier begrüßt zu werden und innerhalb von Tagen oder Wochen als Sieger hervorzugehen. Die Ukraine habe sie mit Hilfe der USA und der NATO jedoch "besiegen" können. In der Zwischenzeit, so Soros weiter, habe der chinesische Staatschef Xi Jinping seine Legitimität durch seine strikte Corona-Politik in Shanghai und anderswo beschädigt.
Doch was ihn wirklich beunruhige, sei, dass der Konflikt in der Ukraine mit der Umweltagenda kollidiere, was bedeute, dass der Klimawandel unumkehrbar werden könne. "Das könnte das Ende unserer Zivilisation sein", erklärte Soros. Und er ergänzte, dass "wir alle unsere Ressourcen mobilisieren müssen, um den Krieg frühzeitig zu beenden". Soros weiter:
"Der beste und vielleicht einzige Weg, unsere Zivilisation zu bewahren, besteht darin, Putin so schnell wie möglich zu besiegen."
Im Gegensatz zu Soros forderte der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger am Montag das WEF auf, in den nächsten zwei Monaten einen Frieden in der Ukraine zu vermitteln, bevor Russland in ein "dauerhaftes Bündnis mit China" getrieben werde, das Europa destabilisieren würde. "Russland ist seit 400 Jahren ein wesentlicher Bestandteil Europas", sagte der 98-jährige Kissinger und warnte diejenigen, die Moskaus "Niederlage" anstreben.
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