"Waffen von höchster Qualität" – Onyx-Raketen, hochpräzise und schwer abzufangen

Mit Onyx-Raketen wurden während der russischen Spezialoperation in der Ukraine bereits Hangars mit unbemannten Luftfahrzeugen Bayraktar TB2 zerstört, sowie Lenkwaffen und Munition, die aus den USA und europäischen Ländern angeliefert wurden.

Im Verlauf der Spezialoperation in der Ukraine haben die russischen Streitkräfte hochpräzise Schläge mit Onyx-Raketen auf ein Logistikzentrum bei Odessa geführt und Hangars mit Bayraktar-TB2-Drohnen, aber auch Lenkwaffen und Munition aus den USA und europäischen Ländern unschädlich gemacht. Darüber informierte der Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums, Generalmajor Igor Konaschenkow:

"Mit hochpräzisen Onyx-Raketen wurde in der Nähe von Odessa ein Logistikzentrum auf einem Militärflugplatz getroffen, das für die Lieferung ausländischer Waffen genutzt wurde.  Zerstört wurden Hangars mit Bayraktar-TB2-Drohnen, sowie Lenkwaffen und Munition, die aus den USA und europäischen Ländern angeliefert wurden."

Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte auch ein Video, auf dem der Abschuss der Raketen vom Küstenkomplex "Bastion" aus zu sehen ist.

Schläge von der Küste: das mobile Raketensystem der Küstenverteidigung "Bastion"

Bei "Bastion" handelt es sich um ein Raketensystem für den Küsteneinsatz, vorgesehen für die Zerstörung von Zielen mit einer Reichweite von bis zu 300 km. Sein Entwickler ist die Militärisch-Industrielle Aktiengesellschaft "NPO Maschinostrojenija".

Das Einsatzspektrum von Bastion umfasst Angriffsgruppenschiffe, Marinekonvois, Landungstruppen, Schnellboote, Einzelschiffe, Festziele auf dem Wasser und Bodenziele. Es existieren zwei verschiedene Ausführungen dieses Komplexes: das mobile Bastion-P und das stationäre Bastion-S.

Erstmals setzte das russische Militär die Bastion im Jahr 2016 in Syrien gegen Landziele ein, um ein terroristisches Waffen- und Ausrüstungsdepot zu zerstören. Zur Bekämpfung von Zielen werden 3M55 "Onyx" Antischiffsraketen (Überschall-Marschflugkörper) eingesetzt. Die Entwicklung dieser Raketen begann in der Sowjetunion 1981, als die militärpolitische Führung des Landes den sowjetischen Ingenieuren das Ziel setzte, die amerikanischen Schiffsabwehrraketen der Harpoon-Familie zu übertreffen.

Im Jahr 1987 erfolgte die Erprobung des Prototyps dieser einheimischen Geschosse im Startmodus, und 1991 wurden die ersten Bodentests durchgeführt. Wie im Falle vieler anderer Waffensysteme und militärischer Technik, an denen in den 1990er Jahren gearbeitet wurde, erfolgte die Entwicklung der "Onyx" sporadisch und mit langen Unterbrechungen, aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage der Unternehmen der Verteidigungsindustrie im postsowjetischen Russland.

"NPO Mashinostrojenija" richtete sich damals auf die Bedürfnisse ausländischer Kunden aus, wobei Indien zu einem Schlüsselkunden wurde. Das im Jahr 1998 gemeinsam gegründete russisch-indische Unternehmen BrahMos Aerospace Pvt Ltd. hat die Produktion der "Onyx" PJ-10 BrahMos-Schiffsabwehrraketen und ihrer luftgestützten Version BrahMos-A aufgebaut.

Nach der Wiederaufnahme der Arbeiten für den russischen Staat und der erfolgreichen staatlichen Erprobung wurde der Marschflugkörper 3M55 Onyx im Jahr 2002 in den Dienst der Marine gestellt. "Onyx" ist ein schwerer Marschflugkörper mit einer Startmasse von 3 Tonnen und einer Gefechtskopfmasse von 200 kg. Die Reichweite der Rakete beträgt bei gemischter Flugbahn bis zu 120 km, bei kombinierter Flugbahn bis zu 300 km. Beim Anstieg kann die Rakete bis zu einer Höhe von 14 km gelangen, und in der Endphase der Flugbahn auf eine Höhe von 10 bis 15 Metern abfallen.

Das Hauptmerkmal der Onyx-Rakete ist ihre Start- und Beschleunigungsmethode. Nach dem Start wird eine Feststoff-Beschleunigungsstufe aktiviert, die wie eine Matrjoschka in der Brennkammer des Haupttriebwerks montiert ist. Diese Einheit beschleunigt die Rakete in wenigen Sekunden auf Überschallgeschwindigkeit, woraufhin sie abgeschaltet und durch einen Luftstrom aus dem Haupttriebwerk ausgestoßen wird. Danach setzt die Onyx-Rakete, die von einem Flüssigtreibstoff-Staustrahltriebwerk angetrieben wird, ihren Weg zum Ziel mit Mach 2,5 fort.

Die Onyx-Rakete ist mit einem autonomen Trägheitslenksystem ausgestattet, das über ein Navigationssystem und einen Radar-Zielsuchkopf verfügt. Das Zielsuchsystem der Rakete ist kombiniert: Ein Trägheitslenksystem wird während des Anstiegs der Flugbahn verwendet, und ein aktives Radarzielsuchsystem wird in der Endphase des Fluges aktiviert.

Harpoon wird übertroffen

Die 3M55 "Onyx" sind in der westlichen Militärexperten-Gemeinschaft nicht unbemerkt geblieben. Das US-amerikanische militärpolitische Magazin The National Interest veröffentlichte mehrere Artikel über diese Waffen und die Bastion-Systeme.

In einem Artikel mit dem Titel "Why Russian anti-ship missiles launched from the Bastion-P mobile coastal systems could pose a truly great threat" (zu Deutsch: Warum russische Anti-Schiffs-Raketen, die von den mobilen Küstensystemen Bastion-P abgefeuert werden, eine wirklich große Bedrohung darstellen könnten) verwies The National Interest zum Beispiel auf die Vorteile des kombinierten Zielsystems, mit dem die "Onyx" Raketen ausgestattet sind. In der amerikanischen Expertengemeinschaft sind diese Raketen unter der nomenklatorischen Bezeichnung P-800 bekannt. Der Bericht weiter:

"Schiffe – das sind bewegliche Ziele, deshalb aktiviert die P-800 im Sinkflug einen Monopuls-Radar-Zielsuchkopf (MRZ) mit einem Zielerfassungswinkel von ±45 Grad auf der letzten Etappe. Der MRZ kann in zwei Modi arbeiten: passiv – als Anti-Radar-MRZ, der für 'strahlende' Ziele bestimmt ist, die über ein eigenes aktives Radar verfügen; und aktiv – als Pseudo-Random-Frequency-Hopping-Radar-MRZ, der auch stationäre Bodenziele identifizieren kann, wie behauptet wird. Der MRZ soll resistent gegen Täuschkörper und Radarstörsender sein."

The National Interest weist darauf hin, dass die Onyx aufgrund ihrer hohen Fluggeschwindigkeit in der Endphase sehr schwer abzufangen sei und ihr Gefechtskopf selbst einem großen Kriegsschiff verheerende Schäden zufügen könne.

"Ein sehr erfolgreiches Projekt"

Im Gespräch mit RT würdigte der Militärexperte Wiktor Litowkin die Wirksamkeit und die Kampfeigenschaften der Onyx-Raketen. "Dies ist ein hervorragender Überschallschiffsabwehrflugkörper, der Bestandteil des Bastion-Systems und fast aller modernen Kleinflugkörperschiffe, Korvetten und Fregatten ist, die mit dem Vertikalwerfer UKSK 3S14 ausgestattet sind. Das ist ein sehr erfolgreiches Projekt", betonte der Experte.

Litowkin erinnerte daran, dass diese Raketen auch zum Waffenarsenal des Atom-U-Boots Projekt 885 "Sewerodwinsk" gehören und in Zukunft auf russischen Kreuzern und modernisierten U-Booten des Projekts 885M eingesetzt werden sollen. Der Experte erklärte gegenüber RT, dass der Beschuss von Bodenzielen mit Onyx wegen des geringen Kontrasts des Ziels viel problematischer sei, verglichen mit der guten Sichtbarkeit eines Kriegsschiffs vor dem Wasserhintergrund.

"Erfolgreiche Treffer durch die "Onyx" gegen Landobjekte zeugen von der sehr hohen Qualität unserer Waffen, die in der Lage sind, die gestellten Aufgaben zu erfüllen", betonte Litowkin. Der Leiter des Museums der Luftverteidigungsstreitkräfte und Militärexperte Juri Knutow erklärte in einem Kommentar gegenüber RT, dass die "Onyx"-Raketen den US-Harpoon-Raketen, die sie einst ausgleichen sollten, weit überlegen seien. Er sagte:

"Die Onyx übertrifft die US-amerikanische Harpoon – eine ältere Rakete, die nur zur Schiffsabwehr eingesetzt werden kann. 'Onyx' kann dagegen als Mittel zur Bekämpfung von Bodenzielen eingesetzt werden. Meiner Meinung nach spricht der erfolgreiche Einsatz [der Rakete] in der Ukraine für ihre deutlich besseren Kampfeigenschaften."

Bereits während der aktiven Phase der Operation in Syrien wurden sie für Angriffe auf Bodenziele eingesetzt, wo sie eine hohe Effizienz und Genauigkeit zeigten, erinnerte Juri Knutow. Das Fazit des Militärexperten lautet daher:

"Sie werden seitdem aktiv für Einsätze gegen die wichtigeren Objekte am Boden eingesetzt. Die Vernichtung der Bayraktar-TB2-Drohnen, sowie verschiedener ausländischer Waffen und Munition, stellt eine sehr wichtige Operation dar, die die Aktivität von Drohnen während des Konflikts reduzieren wird. Die Streitkräfte der Russischen Föderation haben eine sehr korrekte Taktik der Zerstörung militärischer Infrastruktur gewählt. Dieser Angriff wird dazu beitragen, dass sich unsere Kriegsflotte vor der Küste von Odessa sicherer und selbstbewusster fühlt."

Übersetzt aus dem Russischen.

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