Die Organisation erdölexportierender Staaten (OPEC) hält sich weiterhin an die Vereinbarung mit Russland und springt nicht für mögliche Ölengpässe im Zusammenhang mit Russlands Militäroperation in der Ukraine ein. Trotz der hohen Ölpreise beschlossen Berichten zufolge die OPEC und ihre Partnerländer einschließlich Russland (OPEC plus) am Donnerstag, die Ölförderung wie bereits geplant mäßig anzuheben. Wie im Mai sollen auch im Juni 432 .000 Barrel (159 Liter je Barrel) pro Tag mehr gefördert werden.
Die Ankündigung des geplanten Ölembargos der Europäischen Union hatte bereits am Mittwoch den Ölpreis steigen lassen. Das setzte sich nun nach der OPEC-Entscheidung fort. Zeitweise erreichte der Preis der Nordseesorte Brent 112 Dollar je Barrel, der für die amerikanische Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg auf mehr als 110 Dollar.
Die OPEC und ihre von Russland geführten Bündnispartner stehen offenbar trotz des Krieges Seite an Seite, kommentierte die FAZ am Donnerstag. Der saudische Kronprinz Mohammad bin Salman hatte bereits erklärt, trotz des Ukraine-Krieges an der Partnerschaft mit Russland festhalten zu wollen. Die OPEC spricht den Krieg meistens auch nicht direkt an und verwendet stattdessen Bezeichnungen wie "geopolitische Spannungen in Osteuropa". Die USA haben sich in letzter Zeit vergeblich darum bemüht, Saudi-Arabien dazu zu bewegen, seine Produktion hochzufahren. Die OPEC hält sich, wie bereits angegeben, an ihren Plan zur allmählichen Steigerung der Ölfördermenge, wie er auf dem Höhepunkt der Lockdowns wegen der COVID-19-Pandemie gefasst wurde. Seinerzeit wurde die Produktion wegen eingebrochener Nachfrage stark gedrosselt.
Seit dem Vorschlag der EU-Kommission für ein Embargo auf russisches Rohöl haben die Ölpreise zugelegt. Für zusätzlichen Auftrieb sorgt zudem die Ankündigung der US-Regierung vom Donnerstag, ab Herbst mit der Wiederbefüllung der strategischen Ölreserven zu beginnen. Sie befinden sich auf niedrigem Niveau, da die USA in den vergangenen Monaten mehrfach Erdöl in den Markt leiteten, um den weiteren steigenden Preisen abzuwenden.
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