Die USA trainieren ukrainische Truppen im Umgang mit dem von der NATO gelieferten Militärgerät, darunter Haubitzen und Drohnen, auf dem US-Truppenübungsplatz Grafenwöhr in Süddeutschland. In einem vom US-Verteidigungsministerium am Mittwoch veröffentlichten Interview bestätigte der Brigadegeneral Joseph Hilbert die bisherigen Meldungen, wonach ukrainische Soldaten durch Angehörige der Nationalgarde Floridas an den neuen Haubitzen vom Typ M777 ausgebildet würden. Die Geschütze wurden im Rahmen der US-Militärhilfe an Kiew übergeben. Nach Hilberts Angaben hätten 170 ukrainische Soldaten die Ausbildung bereits abgeschlossen und wären in die Ukraine zurückgekehrt, während weitere 50 bis 60 kurz vor dem Abschluss stünden. Der General bezeichnete die ukrainischen Soldaten in Deutschland als "absolut motiviert und unglaublich professionell" und gab sich mit den Ergebnissen der Ausbildung zufrieden:
"Sie verstehen jetzt, wie man [die Geschütze] so effektiv wie möglich im Rahmen ihrer eigenen Taktik und Doktrin betreibt und einsetzt."
Der in der bayerischen Oberpfalz gelegene Truppenübungsplatz Grafenwöhr war bereits von Bayern vor dem Ersten Weltkrieg eingerichtet worden. Im Rahmen der Aufrüstung der Wehrmacht durch das Nazi-Regime wurde der ursprünglich kleine Schießplatz im Jahr 1938 zu einem großen Truppenübungsgelände ausgeweitet, wobei über 3.500 lokale Bewohner zwangsumgesiedelt wurden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1945 übernahm das US-amerikanische Militär den Truppenübungsplatz und nutzt es seitdem als solchen weiter.
Nach Hilberts Angaben hätten die USA in den vergangenen sieben Jahren insgesamt etwa 126 Millionen US-Dollar für die Ausbildung ukrainischer Truppen ausgegeben und speziell dafür einen Truppenübungsplatz im Westen der Ukraine eingerichtet. Bis zum Januar 2022 seien bereits etwa 23.000 Soldaten in der Ukraine ausgebildet worden. Ukrainische Truppen hätten außerdem an "über einem Dutzend" groß angelegten Militärübungen gemeinsam mit US-Streitkräften in Deutschland teilgenommen. Dabei hätten sich insbesondere die Ukrainer das Training "zu Herzen" genommen und mit US-amerikanischer Hilfe ein schlagkräftiges Unteroffizierskorps ausgebildet. US-Oberstleutnant Todd Hopkins von der Nationalgarde Floridas, der unter anderem mit der Einrichtung des kürzlich von Russland angegriffenen Trainingszentrums in Jaworow in der Westukraine nahe Polen beauftragt war, erklärte diesbezüglich:
"Der größte Fehler der Russen war es, uns acht Jahre für die Vorbereitung zu lassen."
Die Spannungen zwischen der Ukraine und Russland hatten im Jahr 2014 begonnen, nachdem die damalige demokratisch gewählte Regierung der Ukraine durch einen von den USA unterstützten Putsch in Kiew gestürzt wurde. Dies löste die Abspaltung der Krim aus, deren Bevölkerung sich nach einem Referendum Russland anschloss. Die ostukrainischen Gebiete Donezk und Lugansk erklärten sich seinerzeit zu unabhängigen Republiken.
Im Februar 2022 begann Russland eine militärische Operation in der Ukraine, nachdem Kiew die von Deutschland und Frankreich 2014/2015 mitausgehandelten Minsker Vereinbarungen nicht umgesetzt hatte. Moskau fordert von der Ukraine, sich zu einem neutralen Land zu erklären und auf eine NATO-Mitgliedschaft zu verzichten. Die ukrainische Führung bezeichnet Russlands Handlungen als unbegründet und bestreitet derzeit die Existenz von Plänen, die abtrünnigen Regionen gewaltsam zurückzuerobern.
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