Wie es in einem aktuellen Bericht der New York Times heißt, sollen die USA das ukrainische Militär mit Daten versorgt haben, um russische Generäle zu töten. Die Zeitung berief sich auf Aussagen namentlich nicht genannter ranghoher US-Militärs.
Laut Bericht sollen die USA insbesondere die Standorte der "mobilen Hauptquartiere der russischen Armee" ausfindig machen und die Informationen an die ukrainischen Streitkräfte weitergeben. Demnach soll die ukrainische Armee "diese geografischen Daten mit ihren eigenen Erkenntnissen kombiniert" haben, um Artillerieangriffe sowie weitere Attacken durchzuführen. So sollen seitens der USA auch Daten über russische Einheiten geliefert worden sein, die es den Ukrainern ermöglicht hätten, mehrere russische Generäle ins Visier zu nehmen und zu töten.
Dass Washington seine nachrichtendienstlichen Informationen an Kiew weitergibt, wurde bereits vor Wochen vom Weißen Haus bestätigt. So erklärte die Pressesprecherin Jen Psaki Anfang März, dass die USA "der ukrainischen Regierung regelmäßig eine beträchtliche Menge an detaillierten und aktuellen Geheimdienstinformationen über die Pläne und Aktivitäten Russlands" zur Verfügung gestellt hätten, "um den Ukrainern zu helfen, sich zu verteidigen."
Wie die US-Geheimdienste an ihre Informationen über russische Truppenbewegungen gelangen, wollten die Gesprächspartner von New York Times demnach nicht erläutern, "um ihre Beschaffungsmethoden" nicht zu gefährden. Wie es im Bericht aber weiter heißt, sollen sie während des gesamten Krieges in der Ukraine "eine Vielzahl von Quellen" genutzt haben, "darunter auch geheime und kommerzielle Satelliten".
Dem Nationalen Sicherheitsrat der USA gehe es bei der Bereitstellung von Geheimdienstinformationen demnach nicht primär darum, russische Generäle zu töten, erklärte die Behörde nach Veröffentlichung des Artikels. Die Sprecherin des Sicherheitsrats, Adrienne Watson, wiederholte fast wortgleich den Satz, den die Pressesprecherin des Weißen Hauses vor rund zwei Monaten gesagt hatte: Die US-Regierung stelle "Informationen auf dem Schlachtfeld zur Verfügung, um den Ukrainern bei der Verteidigung ihres Landes zu helfen".
Auch Pentagon-Sprecher John Kirby bestätigte allgemein, dass die USA Informationen an Kiew lieferten, "die es braucht, um sich verteidigen zu können". Zu Details äußere man sich aber nicht.
Gegenüber der New York Times hätten die US-Militärs, mit denen sie gesprochen haben, jedoch dementiert, dass die USA Informationen über einen angeblichen Frontbesuch des russischen Generalstabschefs Waleri Gerassimow in der Ukraine an Kiew weitergegeben haben. Die ukrainische Seite hatte behauptet, vergangene Woche nahe der Stadt Isjum mehrere ranghohe russische Offiziere getötet zu haben. Dabei soll auch der russische Generalstabschef durch einen Splitter am rechten Bein verletzt worden sein. Moskau hat die Behauptungen bislang nicht kommentiert.
Gerassimow war nach US-Angaben aber schon vorher wieder aus der Ostukraine abgereist. Für den Tod anderer Generäle seien die Informationen der US-Geheimdienste "jedoch entscheidend" gewesen, hätten die Beamten gegenüber der Zeitung eingeräumt.
Die Administration von US-Präsident Joe Biden hat der Ukraine bereits Waffen im Wert von Hunderten von Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellt, darunter etwa Javelin-Panzerabwehrraketen und Stinger-Flugabwehrraketen.
Nun gibt es aber seit Wochen in verschiedenen US-Medien Berichte darüber, dass es zwischen Washington und Kiew seit dem Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine Ende Februar auch eine enge Zusammenarbeit in puncto Weitergabe von Daten der Geheimdienste gäbe. Der Bericht in der New York Times ist der bislang aktuellste in dieser Reihe.
So hatte etwa der Fernsehsender NBC jüngst berichtet, dass der US-Geheimdienst der Ukraine mit Bereitstellung seiner Daten geholfen habe, ihre Luftabwehr zu verlagern, um russischen Angriffen auszuweichen. Darüber hinaus würde die CIA laut NBC "beträchtliche Ressourcen" aufwenden, um nachrichtendienstliche Informationen zu sammeln, um den ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij zu beschützen, den demnach "die Russen töten wollen". Auch soll das ukrainische Militär dank der Geheimdienstinformationen von den US-Amerikanern in den ersten Tagen der Kampfhandlungen auch ein russisches Transportflugzeug abgeschossen haben.
Dem Bericht von NBC zufolge hätten das US-Militär sowie der US-Auslandsgeheimdienst CIA bereits 2014, nach der Wiedereingliederung der Krim in die Russische Föderation, damit begonnen, ihre Beziehungen zu ukrainischen Partnern kontinuierlich zu vertiefen. Die CIA hätte demnach den ukrainischen Geheimdiensten zunächst dabei geholfen, russische Spione ausfindig zu machen. Danach hätte man Schulungs- und Beratungsangebote für ihre Mitarbeiter bereitgestellt.
Der US-Sender berief sich dabei auf Aussagen ehemaliger hochrangiger US-Beamte. Auch das US-Militär bildete ukrainische Soldaten aus. "Es gab in den letzten acht Jahren eine sehr solide Beziehung zwischen den US-Geheimdiensten und den Ukrainern", zitierte NBC einen US-Beamten.
Seit Beginn der Amtszeit von US-Präsident Biden haben die USA mehr als drei Milliarden Dollar an "Sicherheitsunterstützung" an die Ukraine geliefert. Jüngst, nach einem Besuch in Kiew, hatte US-Außenminister Antony Blinken vor Reportern erklärt, dass die Unterstützung der USA für die Ukraine in Zukunft weitergehen werde. "Sie wird weitergehen, bis wir einen endgültigen Erfolg sehen", so Blinken. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin, der ebenfalls bei dieser Reise dabei war, ergänzte, dass Washington wolle, dass die Ukraine "ein souveränes Gebiet bleibt, ein demokratisches Land, das in der Lage ist, sein Staatsgebiet zu schützen".
Moskau hatte wiederholt erklärt, dass eine derartig massive Unterstützung der Ukraine mit Waffen die Lage nur destabilisiere und die Aussichten auf einen Frieden in der Region behindere. Letzten Monat warf der russische Außenminister Sergei Lawrow der von den USA angeführten NATO-Militärallianz vor, "im Wesentlichen über einen Stellvertreter in den Krieg gegen Russland zu ziehen und diesen Stellvertreter zu bewaffnen".
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