Die Sorge um Gonzalo Lira erfährt eine kurze Pausenzeit. Nachdem tagelang befürchtet werden musste, dass der in der Ukraine lebende Chilene, mit zusätzlicher US-amerikanischer Staatsbürgerschaft, ernsthafte Probleme durchleben muss, bis hin zu der nicht unwahrscheinlichen Möglichkeit seiner Ermordung, können Angehörige wie Sympathisanten erstmalig aufatmen. Lira hatte vor einigen Tagen erklärt, dass man ihn zu den Verschwundenen zählen müsse, wenn er sich zwölf Stunden lang nicht melden würde. Diese Aussage wird durch das Interview nun vorerst entschärft.
Das Video ist knapp vier Minuten lang, und das Gespräch führt der Journalist Alex Christoforou, einer der Macher des Channels The Duran. Lira wirkt sehr erschöpft, jedoch auch erleichtert, endlich ein Lebenszeichen von sich senden zu können. In Bezug auf seinen aktuellen Status quo sagt er zu Beginn des Gesprächs:
"Es ist Freitag, der 22. April 2022, ich bin in Charkow, mir geht es gut. Ich will nur sagen, ich bin wieder online."
Ihm gehe es physisch gut, er sei etwas durcheinander, nachdem er am 15. April gegen Mittag vom ukrainischen Geheimdienst SBU festgenommen worden sei. Er bedankte sich für die weltweite Aufmerksamkeit, die er erfahren habe, um ein zweites mal zu erwähnen, dass es ihm körperlich gut gehe. Er merkte allerdings an, dass weit mehr Aufmerksamkeit den Personen gewidmet werden sollte, die er über seinen Twitter-Account @realGonzaloLira "hervorgehoben" habe. Einige von ihnen seien verschwunden, wenn nicht gar getötet worden. Lira nennt dabei keine Namen.
Er führte weiter aus, dass er aktuell nicht im Besitz seines eigenen Mobiltelefons und seines Computers sei. Alle Veröffentlichungen nach dem 15. April, auf seinen Social-Media-Kanälen auf Youtube, Twitter und Telegram, seien nicht durch ihn erfolgt, da seine Passwörter bekannt wurden. Alle seine Zugänge zu alten Konten seien ihm untersagt und nicht möglich. Daher könne er nur durch neue Adressen wieder Kontakt zu den Menschen aufnehmen, wie auch zu Alex Christoforou.
Die "offizielle Seite" der Stadt habe ihm ausdrücklich untersagt, Charkow zu verlassen. Er werde sich daher wieder melden. Am Ende des kurzen Statements kündigte er an:
"Ich werde etwas Kluges zu sagen haben."
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