Mitte April war zunächst ein Anstieg akuter Fälle von Hepatitis bei Kindern und Jugendlichen im Alter von bis zu 16 Jahren in Großbritannien bekannt geworden. Die Rede war von mehr als 70 Betroffenen, davon die meisten in England, wo bislang 49 Infektionen bestätigt wurden. Die "klassischen" Hepatitisviren A, B, C, D und E konnten allerdings laut Behörden durch Laboruntersuchungen ausgeschlossen werden. In mehreren Fällen seien eine Corona-Infektion und/oder Adenoviren nachgewiesen worden. Einen Zusammenhang mit den Corona-Impfungen hätten die Gesundheitsbehörden laut britischen Medien jedoch ausgeschlossen, da keines der betroffenen Kinder einen entsprechenden Impfstoff erhalten habe.
Am vergangenen Freitag berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) darüber hinaus von einigen Fällen in Irland und Spanien, die nachfolgend gemeldet worden seien.
Wie nun auch die Gesundheitsbehörde ECDC der Europäischen Union (EU) – das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten – in einer Mitteilung erklärte, wurden in den vergangenen Tagen in mehreren EU-Ländern mehrere Fälle von akuter Hepatitis bei Kindern gemeldet.
Das Vereinigte Königreich sei das erste Land, von dem das Problem gemeldet worden sei und in dem bisher die meisten Fälle aufgetreten seien, so die EU-Behörde weiter. Demnach zeigten alle Fälle in Großbritannien "klinisch eine schwere akute Hepatitis mit stark erhöhten Leberenzymwerten". Viele Betroffene hätten demnach Gelbsucht. Einige der Patienten hatten auch "über gastrointestinale Symptome wie Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen in den vorangegangenen Wochen berichtet". Fieber sei meist nicht aufgetreten. Laut britischen Medien erhielten bereits sechs Kinder in Großbritannien eine Lebertransplantation. Neben den bereits von der WHO erwähnten Staaten berichtete die EU-Behörde von weiteren Fällen in Dänemark und den Niederlanden. Das ECDC erklärte am Montag:
"Nachdem die britische Gesundheitsbehörde Fälle von akuter Hepatitis unbekannten Ursprungs gemeldet hatte, wurden weitere Fälle bei Kindern in Dänemark, Irland, den Niederlanden und Spanien gemeldet."
Darüber hinaus wurden auch in Übersee im US-Bundesstaat Alabama neun Fälle von akuter Hepatitis bei Kindern im Alter von ein bis sechs Jahren festgestellt, teilte die Aufsichtsbehörde weiter mit. Die Fälle im transatlantischen Raum wurden ebenfalls positiv auf das Adenovirus getestet, und es war nicht sofort klar, ob sie in irgendeiner Weise mit dem europäischen Ausbruch zusammenhängen könnten.
Die Ursprünge der akuten Hepatitis sind noch unbekannt, und das ECDC führt derzeit zusammen mit lokalen Experten verschiedene Tests durch, um die Ursachen des Ausbruchs zu ermitteln. Die EU-Gesundheitsbehörde erklärte:
"In allen Ländern, aus denen Fälle gemeldet wurden, laufen die Untersuchungen. Gegenwärtig ist die genaue Ursache der Hepatitis bei diesen Kindern noch unbekannt."
Ein britisches Team, das die Fälle untersucht, vermutet, dass sie durch "einen infektiösen Erreger oder eine mögliche toxische Exposition" verursacht worden sein könnten. Die Untersuchungen auf giftige Stoffe würden noch laufen. Der EU-Behörde zufolge hätten deren Fachleute bereits ausgeschlossen, dass der Ausbruch mit COVID-Impfstoffen zusammenhängen könnte. Ebenso würden die infizierten Kinder insgesamt wenige Gemeinsamkeiten etwa bei Reisen, Lebensmitteln, Getränken und Gewohnheiten aufweisen. Die detaillierten Informationen wurden demnach anhand von Fragenbögen gesammelt.
Auch aus Israel wurden nachträglich nun mehrere Fälle gemeldet, die derzeit untersucht werden. Laut dem Gesundheitsministerium dieses Landes seien insgesamt zwölf Kinder in den vergangenen Monaten mit akuter Hepatitis aus unbekanntem Grund in zwei Krankenhäuser eingewiesen worden. Laut einem Bericht der israelischen Zeitung Haaretz erlitten zwei der betroffenen Kinder Leberversagen und mussten einer Lebertransplantation unterzogen werden. Bei den anderen Kindern hätte sich der Zustand nach einer Behandlung mit Steroiden schnell gebessert, so dass sie dem Bericht zufolge aus den Krankenhäusern wieder entlassen werden konnten.
Unter Berufung auf einen Arzt berichtet Haaretz, dass alle hospitalisierten Kinder unter der Altersgrenze für die Verabreichung eines COVID-19-Impfstoffes lägen, was ebenfalls darauf schließen lässt, dass wahrscheinlich nicht ein Impfstoff die Ursache für diese Erkrankungen sei. Jedoch hätten laut Bericht elf der zwölf betroffenen Kinder im vergangenen Jahr eine Infektion mit dem Coronavirus durchgemacht.
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