US-Präsident Joe Biden räumte am Dienstag ein, dass die Lockdowns, die im Zuge der COVID-19-Pandemie verhängt worden waren, die Hauptursache für die galoppierende Inflation seien. Zugleich aber gab Biden seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin weiterhin die Schuld an den hohen Gaspreisen im eigenen Land. Bidens Beliebtheit im Inland ist wegen der schlimmsten Inflation seit 1981 stark zurückgegangen.
Das Weiße Haus hat in den letzten sechs Wochen immer wieder versucht, die russische Militäroperation in der Ukraine für die Inflation verantwortlich zu machen, indem es auf dem Ausdruck "Putin-Preiserhöhung" bestand, um die in die Höhe schießenden Preise an den Zapfsäulen zu beschreiben. Biden wiederholte dieses Argument pflichtbewusst in einer Rede in New Hampshire am Dienstag, stufte dann aber Russland als Hauptschuldigen ab.
Es gebe "zwei Gründe" für die hohen Preise, erklärte der 79-Jährige nun. Er sagte:
"Der erste war COVID. Wegen der Pandemie kam es zu Ausfällen bei der Belieferung mit wichtigen Materialien, so dass die Preise stiegen."
Im Anschluss daran versuchte Biden, die durch die Pandemie verursachten Unterbrechungen der Lieferketten im Jahr 2020 zu erklären. Er fügte hinzu:
"Und der zweite entscheidende Grund für die Inflation ist Wladimir Putin, kein Scherz."
Demnach seien "im letzten Monat etwa 70 Prozent des Anstiegs der Inflation die Folge von Putins Preiserhöhung infolge der Auswirkungen der Gas- und Energiepreise" gewesen.
Das Weiße Haus verwendet das Argument der "Putin-Preiserhöhung" seit dem Verbot der Einfuhr von russischem Öl und Gas in die USA am 8. März. Der russische Präsident hatte jedoch darauf erwidert, dass Moskau "absolut nichts" mit den steigenden US-Gaspreisen zu tun habe, da die russischen Exporte in die USA von Anfang an "geringfügig" gewesen seien. "Sie verstecken sich hinter diesen Entscheidung nur, um wieder einmal ihre eigene Bevölkerung zu täuschen", hatte Putin letzten Monat gesagt.
Die jüngsten Umfragen deuten darauf hin, dass die meisten US-Amerikaner dieser Meinung sind. Nach den Zahlen von Quinnipiac, einem Meinungsforschungsinstitut, das den Demokraten traditionell freundlich gesinnt ist, liegt Bidens Zustimmungsrate nur bei 33 Prozent.
Während Republikaner und unabhängige Wähler mit überwältigender Mehrheit Bidens Wirtschaftspolitik für die hohen Gaspreise verantwortlich machen, sind die Demokraten gleichmäßig geteilt zwischen der Beschuldigung Russlands und der Überzeugung, dass gierige Ölfirmen die Preise in die Höhe treiben.
Nach Angaben des US-amerikanischen Amtes für Arbeitsstatistiken – US Bureau of Labor Statistics – war im März der höchste Inflationsanstieg seit 1981 zu verzeichnen. Dabei waren die Gaspreise um 18 Prozent gegenüber dem Vormonat und um 48 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitpunkt des Vorjahres gestiegen.
Nach aktuellen Schätzungen wurden seit Januar 2020, als Biden sein Amt angetreten hatte, fast 80 Prozent aller derzeit existierenden US-Dollars gedruckt.
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