Inflation in Großbritannien und USA auf Rekordniveau

In Großbritannien hat sich der bereits starke Anstieg der Verbraucherpreise noch einmal beschleunigt. Im März stiegen sie gegenüber dem Vorjahresmonat um ganze 7 Prozent. Auch in den USA steigen die Preise für Benzin, Mieten und Lebensmittel weiter auf neue Rekordmarken.

In Großbritannien hat sich der bereits zuvor starke Anstieg der Verbraucherpreise noch einmal beschleunigt. Im März stiegen sie gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,0 Prozent, wie das am 1. April 1996 gebildete Büro für Nationale Statistik ONS am Mittwoch in London mitteilte. Das ist die höchste Steigerungsrate seit Beginn von deren Aufzeichnungen im Jahr 1997. Das ONS kommt anhand einer historischen Modellrechnung auch auf die höchste Inflationsrate seit 1992, also seit 30 Jahren. Analysten hatten bis jetzt im Mittel mit einer Rate von 6,7 Prozent gerechnet. Im Februar waren die Lebenshaltungskosten um 6,2 Prozent und im Januar um 5,5 Prozent höher als im Vorjahr.

Auch im Monatsvergleich legten die Verbraucherpreise im März unerwartet deutlich um 1,1 Prozentpunkte zu. Hier hatten Experten mit 0,8 Prozentpunkten gerechnet. Der Preisauftrieb fiel laut ONS breit gefächert aus. So wurden Kraftstoffe, Metalle und Gebrauchtwagen teurer. Zudem gab es Preisanstiege bei Essen in Restaurants, Hotels, Möbeln, Bekleidung und Schuhen. Die Inflationsrate liegt klar über dem Ziel der britischen Notenbank von zwei Prozent jährlich. Die Bank of England hat bereits mehrfach die Zinsen zur Dämpfung der hohen Teuerung angehoben, während die Europäische Zentralbank (EZB) weiter abwartet.

Auch in den USA schwächen höhere Preise für Benzin, Mieten und Lebensmittel die Kaufkraft der Verbraucher. Die Inflation in den USA hat sich im März von bereits hohem Niveau aus weiter beschleunigt. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,5 Prozent, wie die US-Regierung am Dienstag mitteilte. Das ist die höchste Inflationsrate seit Ende 1981, also seit gut 40 Jahren. Im Vormonat hatte die Rate noch 7,9 Prozent betragen. Die hohe Inflationsrate dürfte den Druck auf die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) erhöhen, ihren Leitzins noch schneller zu erhöhen. Auch für den US-Präsidenten Joe Biden und seine "Demokratische Partei" ist die anhaltend hohe Teuerungsrate rund sieben Monate vor der wichtigen Kongresswahl eine große innenpolitische Herausforderung.

Die stärksten Preistreiber in den USA im März waren Kraftstoffe, Mieten und Lebensmittel. Allein die Benzinpreise stiegen im Monatsvergleich um 18,3 Prozent und standen damit für mehr als die Hälfte des mittleren Preisanstiegs, wie die neuen Daten zeigten. Der rasche Anstieg wurde meist mit der Russischen Militäraktion in der Ukraine erklärt, welche angeblich die Ölpreise ansteigen ließ. Im April sind allerdings die Benzinpreise in den USA bereits wieder etwas gesunken. Die Preise anderer Energieträger wurden im März ebenfalls deutlich erhöht. Lebensmittel wurden zehn Prozent teurer angeboten.

Erhöht die Fed den Leitzins?

Auch die sogenannte Kerninflation, also ohne Berücksichtigung von Lebensmittel- und Energiepreisen, stieg im Jahresvergleich um ebenfalls sehr hohe 6,5 Prozent. Ein wichtiger Treiber der höheren Kerninflation waren steigende Wohnkosten, die im Vergleich zum Vorjahresmonat um fünf Prozent gewachsen sind – das ist der größte Anstieg seit 1991.

Das mittelfristige Inflationsziel der US-Notenbank Fed von zwei Prozent wird schon seit Längerem deutlich überschritten. Die Fed hat bereits durchblicken lassen, ihren geldpolitischen Kurswechsel nun erheblich zu verschärfen. Viele Analysten rechnen daher bei der nächsten Sitzung der Entscheider in der Zentralbank Anfang Mai mit einer Erhöhung des Leitzinses um 0,5 Prozentpunkte auf eine Spanne von 0,75 bis 1 Prozent. An den Finanzmärkten werden allein für dieses Jahr Zinsanhebungen von insgesamt mehr als zwei Prozentpunkten erwartet. Außerdem will die Fed ihre billionenschwere Bilanz bald zügig abschmelzen, was den Märkten weitere Liquidität entziehen würde.

Erhöhungen des Leitzinses bremsen allerdings die Nachfrage weiter. Das hilft zwar dabei, die Inflationsrate zu senken, schwächt aber auch das erhoffte Wirtschaftswachstum. Für die Notenbank ist es daher ein schwieriger Balanceakt: Sie will einerseits die Zinsen so stark anheben, dass die Inflation ausgebremst wird – ohne dabei aber gleichzeitig sowohl die Konjunktur als auch den Arbeitsmarkt abzuwürgen. Die Fed ist den Zielen von Preisstabilität und Vollbeschäftigung verpflichtet. Inzwischen läuft die US-Wirtschaft wieder an, die Arbeitslosenquote war zuletzt auf relativ niedrige 3,6 Prozent gesunken. Viele Firmen klagen bereits über einen Mangel an Arbeitskräften.

Trotz der guten Konjunkturentwicklung geben viele Wähler der Wirtschaftspolitik von Präsident Joe Biden schlechte Noten – als Grund wird meistens die hohe Teuerungsrate genannt, die an der Kaufkraft der Verbraucher zehrt. Biden hat den Kampf gegen Inflation und hohe Spritpreise zur Priorität erklärt, die Initiativen seiner Regierung zeigen jedoch nur begrenzt Wirkung. Viele Ursachen der Teuerung – etwa die Unterbrechungen globaler Lieferketten und weltweit steigende Energiepreise – kann die Regierung aber nur begrenzt beeinflussen. Aktuellen Umfragen zufolge muss Bidens Demokratische Partei befürchten, ihre knappe Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses bei der Wahl im November 2022 wieder zu verlieren.

Auch in Deutschland kletterte die Jahresinflationsrate im März – angeheizt durch die massiv gestiegenen Energiepreise – auf 7,3 Prozent. Das Statistische Bundesamt bestätigte damit am Dienstag eine erste Schätzung.

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(rt de/dpa)