Angriff auf Theater in Mariupol: Kiew und Moskau beschuldigen sich gegenseitig

Am Mittwochabend hat es einen Angriff auf ein Theatergebäude in Mariupol gegeben. Die ukrainische Seite spricht von einem russischen Bombardement, Russland macht das nationalistische Regiment Asow verantwortlich. Inzwischen heißt es, der Bunker unter dem Theater habe gehalten, "die Menschen kommen lebend heraus".

In der ukrainischen Stadt Mariupol wurde am Mittwochabend ein Theater angegriffen, das Hunderte Zivilisten als Schutzraum genutzt haben sollen. Das Gebäude ist laut ukrainischen Angaben weitgehend zerstört worden. Ob es Überlebende gab, war zunächst unklar. Auf dem Asphalt vor dem Gebäude befanden sich, wie auf Satellitenbildern zu sehen ist, zwei große Aufschriften "Kinder".

Ein im Internet kursierendes Video, das ein paar Tage zuvor im Theater gedreht worden war, zeigt zahlreiche Menschen, vor allem Frauen und Kinder. Das Video ist am 10. März auf Youtube erschienen. Damals hieß es, mehr als 1.000 Zivilisten würden in dem Theater Schutz suchen.

Für den Angriff geben sich die Ukraine und Russland gegenseitig die Schuld. Das nationalistische Regiment Asow betonte, das russische Militär habe gewusst, dass in dem Theater viele Zivilisten waren. Der ukrainische Außenminister Dmitri Kuleba schrieb auf Twitter: "Ein weiteres schreckliches Kriegsverbrechen in Mariupol. Ein massiver russischer Angriff auf das Dramatheater, in dem sich Hunderte von Zivilisten versteckten. Die Russen mussten es wissen, dass dies ein ziviler Unterschlupf ist. Rettet Mariupol! Stoppt russische Kriegsverbrecher!"

Das russische Verteidigungsministerium wies die Vorwürfe zurück und erklärte, am Mittwoch keine Luftangriffe gegen Bodenziele in Mariupol ausgeführt zu haben. Das Gebäude sei nie als Zerstörungsziel in Betracht gezogen worden. Moskau wirft dem Regiment Asow eine Provokation vor. Dieses hätte das Gebäude zuerst vermint und dann angegriffen. Auch eine Geflüchtete bestätigte in einem Video, dass das Regiment das Schauspielhaus in die Luft gesprengt und dabei Zivilisten als Schutzschild genutzt hätte. Ihren Angaben zufolge hätten die Streitkräfte in der Nähe von Luftschutzbunkern und Wohnhäusern militärische Ausrüstung aufgestellt. Auch allgemein habe das ukrainische Militär die Einheimischen schlecht behandelt.

Der stellvertretende Informationsminister der Donezker Volksrepublik Daniil Bessonow schrieb am Mittwoch um 16 Uhr Lokalzeit, also noch vor dem Vorfall, unter Bezugnahme auf einen anonymen ehemaligen Asow-Kämpfer, dass sich das Hauptquartier der ukrainischen Militanten im Keller des Theaters befinde und der Theatersaal mit Zivilisten gefüllt sei. Diese seien von zwölf Militanten bewacht worden, damit niemand weglaufe.

Am Donnerstagmittag berichtete der ukrainische Abgeordnete Sergei Taruta auf Facebook, dass der Luftschutzbunker unter dem Schauspielhaus dem Angriff standgehalten habe. Die Menschen seien am Leben, man habe mit der Räumung Entfernen der Trümmer begonnen. "Die Menschen kommen lebend heraus!", heißt es.

Eine unabhängige Expertise über diese Ereignisse ist derzeit nicht möglich.

Mariupol ist eine wichtige Hafenstadt an der Küste des Asowschen Meeres. Sie ist seit mehr als zwei Wochen umkämpft.

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