In den von den USA finanzierten Labors in der Ukraine, die letzte Woche von den russischen Streitkräften eingenommen wurden, seien Experimente mit dem Fledermaus-Coronavirus und anderen gefährlichen Krankheitserregern durchgeführt worden. Dies behauptete Moskau am Donnerstag unter Berufung auf in den Einrichtungen sichergestellte Dokumente. Angeblich gab es Pläne, mit dem Virus der Afrikanischen Schweinepest und mit Milzbrand fortzufahren.
Igor Konaschenkow, Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, sagte, dass "in den [von den USA] in der Ukraine eingerichteten und finanzierten Biolabors Experimente mit Proben des Fledermaus-Coronavirus durchgeführt wurden, wie aus den Dokumenten hervorgeht". Der russische Beamte behauptete weiter, dass die USA im Jahr 2022 beabsichtigten, "an Krankheitserregern von Vögeln, Fledermäusen und Reptilien zu arbeiten" und zu erforschen, ob diese Tiere "das Virus der Afrikanischen Schweinepest und Milzbrand übertragen können".
Konaschenkow zufolge untersuchten die Wissenschaftler unter anderem die Möglichkeit der Übertragung von Krankheitserregern durch Wildvögel, die zwischen Russland, der Ukraine und anderen Nachbarländern umherziehen.
Am Sonntag gab Russland bekannt, dass es mehrere Labore in der Ukraine eingenommen hat. Offiziellen Stellen in Moskau zufolge teilte das Personal einiger dieser Einrichtungen den russischen Truppen mit, dass die Erreger besonders gefährlicher Krankheiten, darunter die Pest und Milzbrand, nach Beginn der Moskauer Militäroffensive gegen die Ukraine am 24. Februar vernichtet worden seien.
Konaschenkow vermutete, dass das Pentagon befürchtete, seine "geheimen biologischen Experimente" könnten aufgedeckt werden, und die ukrainischen Behörden anwies, Beweise zu vernichten, die auf solche Forschungen hinwiesen.
Wenige Stunden später stellte das russische Verteidigungsministerium eine Präsentation mit weiteren Details des US-Forschungsprogramms vor. Die Ukraine habe dank ihrer geografischen Lage eine auf der Welt einzigartige Stellung für die transkontinentale Migration von Vögeln, und es wurde an 145 Vogelarten geforscht, so der Sprecher des Ministeriums.
Es sei zudem "sehr wahrscheinlich", dass eines der Ziele der USA und ihrer Verbündeten darin besteht, Bioagenten zu entwickeln, die selektiv auf verschiedene ethnische Bevölkerungsgruppen abzielen, fasste der Ministeriumssprecher zusammen. Dokumente aus den ukrainischen Biolaboren sowie die Ergebnisse der nun erfolgenden Prüfung würden vorgestellt und veröffentlicht.
Als Reaktion auf die von Russland am Mittwoch geäußerten Behauptungen beschuldigte Ned Price, der Sprecher des US-Außenministeriums, Moskau, "absichtlich glatte Lügen" zu verbreiten. Laut Price wurden ähnliche Behauptungen, die Russland zuvor aufgestellt hatte, "über viele Jahre hinweg schlüssig und wiederholt entlarvt". Der US-Beamte fuhr fort zu behaupten, dass die jüngsten Erreger-Vorwürfe nichts weiter als ein Vorwand seien, den der Kreml erfunden habe, "um seine eigenen schrecklichen Aktionen in der Ukraine zu rechtfertigen".
Washington beharrte darauf, dass "die Vereinigten Staaten keine chemischen oder biologischen Labore in der Ukraine besitzen oder betreiben und dass sie ihre Verpflichtungen im Rahmen des Chemiewaffenübereinkommens und des Übereinkommens über biologische Waffen in vollem Umfang erfüllen". Das US-Außenministerium beschuldigte stattdessen Moskau, "aktive chemische und biologische Waffenprogramme" zu betreiben. Auch die Ukraine hat das Vorhandensein von Einrichtungen zur Entwicklung biologischer Waffen auf ihrem Territorium bestritten.
Die amerikanische Botschaft in Kiew bestätigte unterdessen, dass das US-Verteidigungsministerium "mit Partnerländern zusammenarbeitet", aber nur, um "der Gefahr von Ausbrüchen zu begegnen". Auch Victoria Nuland, Staatssekretärin im US-Außenministerium für politische Angelegenheiten, erklärte, dass Washington sich an den Bemühungen beteiligt sicherzustellen, dass kein "Material", das die Ukraine in ihren Biolaboren aufbewahrt, an das russische Militär gelangt. Nuland sagte am Dienstag vor dem Ausschuss für auswärtige Beziehungen des US-Senats:
"Die Ukraine verfügt über biologische Forschungseinrichtungen, bei denen wir in der Tat besorgt sind, dass russische Truppen oder russische Streitkräfte versuchen könnten, die Kontrolle darüber zu erlangen."
Auch China machte mittlerweile deutlich, dass es von den US-Erklärungen nicht ganz überzeugt ist, und forderte Washington auf, relevante Daten "so bald wie möglich" offenzulegen. Der Sprecher des Außenministeriums, Zhao Lijian, betonte am Dienstag vor Journalisten, Peking verfüge über Informationen, die darauf hindeuten, dass die besagten Labors in der Ukraine nur die "Spitze eines Eisbergs" seien. Zhao behauptete weiter, dass das Pentagon "336 biologische Labors in 30 Ländern auf der ganzen Welt" kontrolliere, wobei das geheime Programm unter dem Deckmantel der Bemühungen um die "Verringerung von Biosicherheitsrisiken" und die Stärkung der "globalen öffentlichen Gesundheit" laufe.
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