Selenskij: Westen soll Flugverbotszone einrichten oder Flugzeuge liefern

Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij forderte weitere Unterstützung durch die westlichen Staaten. Die ukrainische Armee sei der russischen zahlenmäßig weit unterlegen. Eine Kapitulation komme aber nicht in Frage.

Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij hat auf einer Pressekonferenz den westlichen Staaten vorgeworfen, der Ukraine zu spät geholfen zu haben. Die ukrainische Armee sei der russischen unterlegen. Er rief die NATO-Staaten dazu auf, eine Flugverbotszone einzurichten oder Flugzeuge zu liefern.

Das ukrainische Staatsoberhaupt sagte, dass die ukrainische Bevölkerung Essen und Getränk auch dann bekomme, wenn sie unter Beschuss steht. Selenskij stehe zusammen mit der ukrainischen Armee bei der Verteidigung des Landes. Die Ukraine sei ein "ganz besonderes Land" mit "besonderen Menschen". Er wolle nicht, dass die Geschichte der Ukraine nur als Legende bleibt wie die 300 Spartaner. Selenskij strebe den Frieden an.

Er betonte, dass die russischen Streitkräfte um ein Vielfaches zahlreicher seien als die ukrainischen. Selenskij behauptete, dass die russische Armee mobile Krematorien mitgebracht habe.

Der ukrainische Präsident beschuldigte die Gegenseite des "Narzissmus" und des "Genozids". Zudem sprach er von dem "Ende der Welt", wenn die russische Intervention nicht aufgehalten werden könne. Auch gebe es einen "Zaun zwischen der Zivilisation und der unzivilisierten Welt".

Wenn Selenskij jetzt nicht Präsident wäre, wäre er bei den ukrainischen Streitkräften, erklärte er zudem, auch wenn er nicht der beste Schütze sei. Er hätte sich aber nicht ergeben. Bereits jetzt seien viele russische Soldaten gestorben, sagte Selenskij.

Gefragt, ob er Angst vor angeblichen Söldnern der Wagner-Gruppe habe, die den Auftrag hätten, ihn zu töten, erklärte der ukrainische Präsident, dass er wie alle Menschen leben wolle. Er mache sich auch Sorgen, was man den nächsten ukrainischen Generationen überlässt.

Die Ukraine brauche Garantien der Sicherheit, erklärte Selenskij. Das habe die ukrainische Führung von Anfang an betont. NATO und EU hätten laut ihm erklären müssen, ihre Werte – Sicherheit, Wirtschaft und Kultur – verteidigen zu wollen. Diese Werte verschwänden, wenn sie nicht verteidigt würden.

Selenskij reif den Westen dazu auf, den Druck auf Moskau zu erhöhen. Die Macht der NATO müsse genutzt werden, um am Verhandlungstisch die Ziele zu erreichen.

Er widersprach Forderungen, dass die ukrainische Armee sich ergeben sollte. Darüber hinaus bedankte sich der ukrainische Präsident bei allen Ländern, die die Ukraine derzeit mit Waffenlieferungen unterstützen. Das sei aber "etwas zu spät". Man habe Zeit verschenkt. Das koste jetzt Tausenden von Ukrainern das Leben.

Selenskij zufolge wird Russland nach der Ukraine Lettland, Litauen, Moldawien, Georgien und Polen angreifen. Moskau werde bis zur Berliner Mauer vorrücken. "Die Welt sollte ihre Macht zeigen", so das ukrainische Staatsoberhaupt, nicht im Krieg, sondern durch Diplomatie. Die großen Sanktionspakete gegen Russland seien ein guter Anfang. Flugverbotszonen über das Konfliktgebiet wären laut ihm auch ein sehr wichtiger Schritt.

Eine Bombe sei auf eine Kathedrale gefallen, die dem Moskauer Patriarchat angehöre. Das zeige den Zynismus der russischen Regierung. Auch sei die Gedenkstätte Babi Jar bombardiert worden, wo die Nazis im Zweiten Weltkrieg in mehreren Massakern Zehntausende Juden, sowjetische Kriegsgefangene und weitere Opfer ermordet hatten.

Die ukrainische Regierung plädiere für die Schaffung einer Flugverbotszone, um die Bombardierung ukrainischer Städte zu stoppen, bei der angeblich auch zivile Ziele getroffen werden.

Wenn den westlichen Staaten die Macht fehle, den ukrainischen Himmel zu schließen, dann sollten sie wenigstens Kampfjets liefern, so Selenskij.

Er habe einen "guten Kontakt" zu US-Präsident Joe Biden. Selenskij bedankte sich bei ihm. Doch auch die US-Amerikaner hätten zu lange mit ihrer Hilfe für die Ukraine gewartet.

Die Welt sei stärker als die Armee und die Generäle des russischen Präsidenten Wladimir Putin, sie habe sich aber verspätet. Die Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft sei Selenskij sehr wichtig.

Das Hauptproblem der ukrainischen Armee derzeit sei, dass sie keine Flugzeuge habe, weswegen die ukrainische Armee Soldaten verliere.

Auch habe die ukrainische Armee nicht genügend Waffen, um Kiew zu verteidigen.

Selenskij bekräftigte, dass die Ukraine bereit zu Verhandlungen sei. Kiew bedrohe niemanden. Selenskij sei ein offener Mensch. Man solle ohne Vorbedingungen miteinander sprechen. 

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