Wladimir Selenskij wirft dem Westen vor, die Ukraine gegen Moskau allein gelassen zu haben. Zugleich erklärte er am Freitag, er habe keine Angst, über ein Ende der russischen "Invasion" zu verhandeln, brauche dafür aber Sicherheitsgarantien.
In der Nacht zum Freitag sagte Selenskij in einer Videoansprache an die Nation, die auf Telegram veröffentlicht wurde:
"Wir müssen unser Land nun allein verteidigen. Wer ist bereit, an unserer Seite zu kämpfen? Ich sehe niemanden."
In den frühen Morgenstunden lokaler Zeit sagte Selenskij, er habe sich an Partner im Westen gewandt, um ihnen zu sagen, dass das Schicksal der Ukraine auf dem Spiel stehe.
"Ich habe sie gefragt: 'Seid ihr auf unserer Seite?'", so der ukrainische Präsident weiter. "Sie antworteten, dass sie mit uns sind, aber sie wollen uns nicht in die Allianz aufnehmen. Ich habe 27 europäische Staats- und Regierungschefs gefragt, ob die Ukraine in die NATO aufgenommen wird, ich habe sie direkt gefragt – alle haben Angst und haben nicht geantwortet."
Selenskij fügte hinzu:
"Wir sind auf uns allein gestellt. Wer ist bereit, für uns in den Krieg zu ziehen? Ehrlich gesagt, ich sehe niemanden. Wer ist bereit, der Ukraine Garantien für eine NATO-Mitgliedschaft zu geben? Ehrlich gesagt, alle haben Angst."
Russland hat am Donnerstag Truppen in die Ukraine entsandt. Der russische Präsident Wladimir Putin verkündete eine militärische Sonderoperation zur "Entmilitarisierung und Entnazifizierung" des Landes. Moskau hat Kiew inzwischen mitgeteilt, dass es Verhandlungen mit der Regierung Selenskij in Betracht ziehen würde, wenn diese sich bereit erklärt, unter anderem über einen neutralen Status für das Land zu sprechen.
Der ukrainische Präsident erklärte, dass er offen für Gespräche über die Möglichkeit eines neutralen Status für die Ukraine sei, beharrte jedoch darauf, dass sein Land Garantien Dritter benötige.
"Wir haben keine Angst vor Russland, wir haben keine Angst, mit Russland zu reden, über alles zu reden: Sicherheitsgarantien für unser Land und einen neutralen Status. Aber wir sind jetzt nicht in der NATO. Welche Sicherheitsgarantien werden wir haben? Welche Länder werden sie geben?"
Selenskij fügte hinzu, dass es Gespräche über eine Beendigung der russischen Militäroffensive geben müsse.
Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte am Donnerstag, dass ein neutraler Status und die Ablehnung der Stationierung bestimmter Waffensysteme Putins rote Linien im Hinblick auf die Ukraine seien und dass der Ball nun bei Kiew liege.
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