Chinesischer UN-Botschafter ruft alle Seiten zur Zurückhaltung auf

Der Start der russischen "Spezialoperation" im Osten der Ukraine erfolgte während der Sitzung der UN-Vollversammlung. Während sich die NATO-Staaten über Russland empörten, nahm der chinesische UN-Botschafter Zhang Jun eine differenziertere Position ein.

Bei der Sitzung der UN-Vollversammlung am Mittwoch handelte es sich um ein lang geplantes Standardtreffen zur Lage in den von Separatisten besetzen Gebieten der Ostukraine. Im Angesicht der "Spezialoperation" der russischen Streitkräfte in der Ukraine kam es in der Nacht zu teils dramatischen Appellen und Wortäußerungen. Während sich vor allem die Vertreter der westlichen Staatengemeinschaft und auch der Ukraine gegen das mutmaßlich für die aktuelle Entwicklung allein verantwortliche Russland wandten, nahm China eine erneut auffallend differenzierte und zurückhaltende Position ein.

Der Ständige Vertreter Chinas bei den Vereinten Nationen, Zhang Jun, wies erneut darauf hin, dass die nun in einen Krieg mündende Ukraine-Krise eine komplexe Geschichte habe und dass die aktuelle Entwicklung das Ergebnis des Zusammenwirkens verschiedener Faktoren sei. China, so der UN-Diplomat, sei der Ansicht, "dass die Tür für eine friedliche Lösung der Ukraine-Frage noch nicht vollständig geschlossen werden sollte".

"Um eine Verschärfung des Konflikts zu vermeiden, wird China den Frieden und die Gespräche auf seine Weise weiter fördern."

Alle involvierten Parteien müssten sich nun in Zurückhaltung üben. Zudem erklärte Zhang: "China fordert alle Parteien auf, die Bedeutung der Umsetzung des Prinzips der unteilbaren Sicherheit anzuerkennen, sich weiterhin am Dialog und an Konsultationen zu beteiligen und nach vernünftigen Lösungen zu suchen, die die Anliegen der Anderen mit friedlichen Mitteln auf der Grundlage von Gleichheit und gegenseitigem Respekt angehen."

Laut dem Wissenschaftler Yang Jin vom Institut für russische, osteuropäische und zentralasiatische Studien der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS), sei die russische Militäroperation eine Reaktion Moskaus darauf, "dass die westlichen Länder seit Langem Druck auf Russland" ausübten. Russland bringe nun zum Ausdruck, dass es dies "nicht mehr tolerieren kann".

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