Der zweithöchste US-Diplomat in Russland muss die Koffer packen. Dies geben die russischen Nachrichtenagenturen RIA Nowosti und Interfax mit Verweis auf eine Aussage des Pressesprechers der US-Botschaft in Russland Jason P. Rebholz bekannt:
"Russland hat den stellvertretenden Leiter der diplomatischen Mission der USA in Russland Bart Gorman ausgewiesen. Goran war der zweitwichtigste Bedienstete in der US-Botschaft in Moskau gleich nach dem Botschafter – und hatte eine Schlüsselrolle im Team der Botschaftsleitung inne."
Vor Bekanntwerden obiger Information fand sich der US-Botschafter selbst, John Sullivan, im Sitz des Außenministeriums der Russischen Föderation ein – verließ das Gebäude jedoch nur eine Viertelstunde später, macht die russische Onlinezeitung gazeta.ru aufmerksam.
Der US-Diplomat Bartley Gorman blickt laut seinem Lebenslauf auf eine Karriere als Sicherheitsspezialist zurück: Zuvor war er stellvertretender Hilfssekretär und stellvertretender Direktor für Drohungsermittlungen und Analyse (TIA) im Büro für diplomatische Sicherheit des US-Außenministeriums. Außerdem war er als Sicherheitsbeauftragter in einer Reihe von diplomatischen Vertretungen der USA in der ganzen Welt tätig: Neben Russland waren dies der Irak, Jordanien, China, Kasachstan und Armenien.
In ihrer Stellungnahme an die russischen Medien erklärte die Botschaft, dass zuvor – im Januar – ein russischer Diplomat mit einem ähnlichen Rang wie Gorman die USA Ende Januar verlassen habe, und zwar planmäßig, "nachdem seine Dienstzeit abgelaufen war".
Der Stellungnahme von Rebholz nach zu urteilen, nimmt man in Washington an, Russlands Auswärtiges Amt gebe der Regel, die in den USA für Diplomaten anderer Länder gilt, dass der Aufenthalt nicht länger als drei Jahre dauern darf, keine Beachtung. Man habe, so behauptet Rebholz, Moskau seit langem über diese Regel informiert und eine Abreiseerinnerung ganze sechs Monate im Voraus adressiert:
"Als Reaktion darauf verlangt Russland von den US-Diplomaten, dass sie lange vor Ablauf der dreijährigen Aufenthaltsdauer ausreisen, und gibt ihnen zwei Wochen Zeit, um das Land zu verlassen – was es analoge Maßnahmen nennt. Aber das ist nicht dasselbe."
Rebholz zufolge hatte Gorman ein noch gültiges Visum und weniger als drei Jahre in Russland verbracht.
Die USA, so Rebholz, betrachten die Ausweisung ihres Diplomaten als einen Eskalationsschritt und ziehen mögliche Vergeltungsmaßnahmen in Betracht.
RIA Nowosti erinnert allerdings an einen jüngsten Eskalationsschritt der USA in der Diplomatiekrise mit Russland: Ende Januar 2022, als eine 27-köpfige Gruppe russischer Diplomaten auf Arrestandrohung hin die USA verließ, drohte Washington auch Anatoli Antonow, Botschafter Russlands in den USA, mit Ausweisung – falls das US-Wachpersonal für die Botschaft in Moskau keine russischen Visa bekommt.
Moskau hatte sich zum Redaktionszeitpunkt dieses Berichts noch nicht zu der gemeldeten Ausweisung geäußert.
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