Laut Informationen der Washington Post trat Eric Lander, Präsident Bidens oberster wissenschaftlicher Berater, am Montagabend zurück, nachdem er zugegeben hatte, seine Mitarbeiter schlecht behandelt zu haben. Lander wurde rückblickend vom Weißen Haus auch als "Schlüsselfigur bei der Pandemiebekämpfung" angepriesen. Er entschuldigte sich demnach am Freitag der letzten Woche per E-Mail dafür, Kolleginnen "respektlos behandelt und erniedrigt zu haben", so Lander im Rahmen seiner Rücktrittserklärung. Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, bestätigte am Montagabend Landers Rücktritt von seiner Position im Office of Science and Technology Policy (OSTP):
"Der Präsident hat heute Abend das Rücktrittsschreiben von Dr. Eric Lander mit einem Dank für seine Arbeit bei OSTP in den Bereichen Pandemie, Cancer Moonshot, Klimawandel und andere wichtige Prioritäten entgegengenommen. Er weiß, dass Dr. Lander auch in den kommenden Jahren wichtige Beiträge für die wissenschaftliche Gemeinschaft leisten wird."
Eine interne Überprüfung, an der auch ein Vertreter des Büros des Rechtsberaters des Weißen Hauses teilnahm, ergab glaubwürdige Beweise dafür, dass Lander, "Mitarbeiter schikanierte und damit gegen die "Politik des sicheren und respektvollen Arbeitsplatzes" des Weißen Hauses verstieß, die zum Teil als Kontrast zur Trump-Regierung gedacht war", so die Analyse der Washington Post. Christian Peele, stellvertretender Direktor der Personalabteilung des Weißen Hauses, bestätigte, dass die Untersuchung auch zu dem Schluss gekommen sei, dass es "glaubwürdige Beweise für einen respektlosen Umgang von Dr. Lander und der OSTP-Führung mit den Mitarbeitern" gebe. US-Amerikanische Medien zitieren aus der E-Mail von Eric Lander:
"Ich bin am Boden zerstört, früheren und gegenwärtigen Kollegen durch die Art und Weise, wie ich mit ihnen gesprochen habe, Schaden zugefügt zu haben. Es ist klar, dass die Dinge, die ich gesagt habe, und die Art und Weise, wie ich sie gesagt habe, manchmal das Ziel überschritten haben und respektlos und erniedrigend gegenüber Männern und Frauen waren. Das war nie meine Absicht. Trotzdem ist es mein Fehler und meine Verantwortung. Ich werde diese Lektion behalten."
Der US-Sender ABC-News berichtet darüber, dass sich hochrangige Beamte der Verwaltung des Weißen Hauses mit Lander über seine "Verhalten und die Leitung des Büros" getroffen hätten. Im Anschluss wurde den Medien mitgeteilt, dass es dem Wissenschaftler weiterhin erlaubt sei, "in seinem Job zu bleiben". Die Verwaltung befolge außerdem einen "Prozess", um Beschwerden am Arbeitsplatz zu behandeln." Die Überprüfung durch das Weiße Haus wurde laut ABC-News bereits vor Wochen abgeschlossen, aber erst nach einem Bericht der US-amerikanischen Tageszeitung Politico auch in Washington bestätigt.
Die Untersuchungen hätten in Aussagen "Beschreibungen eines vergifteten Arbeitsumfelds" aufgezeigt, so zum Beispiel, dass in einem Büro mit rund 140 Mitarbeitern 14 derzeitige und ehemalige OSTP-Mitarbeiter berichteten, dass Lander ihrer Meinung nach "häufig Untergebene schikanierte, abwies und entließ". Neun dieser derzeitigen und ehemaligen OSTP-Mitarbeiter sagten aus, "Lander habe sie angeschrien und sie manchmal vor ihren Kollegen gedemütigt. Den meisten wurde Anonymität gewährt, weil sie Vergeltungsmaßnahmen von Lander befürchteten", so Informationen aus dem Politico-Artikel.
Weiter heißt es, dass drei derzeitige und ehemalige OSTP-Mitarbeiter in Interviews angegeben hätten, dass Lander "Untergebene vor anderen Kollegen ausgelacht oder verspottet habe oder Fragen gestellt habe, die offensichtlich nicht in das Fachgebiet der betreffenden Person fielen, bis diese zugab, die Antwort nicht zu kennen. Sechs derzeitige und ehemalige OSTP-Mitarbeiter sagten, dass er zwar Männer und Frauen schikaniert, es ihm aber offenbar Spaß macht, weibliche Kollegen vor anderen in Verlegenheit zu bringen."
Ausschlaggebend für die Untersuchungen gegen Eric Lander waren laut Politico die Aussagen eines ehemaligen Angestellten im OSTP. Wallace ist ein Berufsbeamter, der seit der Clinton-Administration in der gesamten Exekutive gearbeitet hatte, darunter auch im OSTP während der Obama- und der Trump-Administration. Dieser hatte sich im vergangenen September bei Christian Peele, dem stellvertretenden Direktor der Personalabteilung des Weißen Hauses, über "Lander und andere OSTP-Führungskräfte" beschwert. Daraufhin wurden die internen Ermittlungen eingeleitet.
Die Entscheidung des Weißen Hauses, Eric Lander nicht final zu kündigen, stößt auf Kritik und Irritationen. Acht derzeitige und ehemalige Mitarbeiter äußerten sich laut Politico dahingehend, dass Lander "mit härteren Konsequenzen hätte rechnen müssen, zum Beispiel mit einer speziellen Schulung für ihn selbst oder einer Suspendierung". Andere meinten, dass er angesichts der erklärten "Null-Toleranz-Politik" von Präsidenten Biden entlassen werden solle. Damit wird auf die Erklärung und das Versprechen des amtierenden US-Präsidenten angespielt, der bei seiner Vereidigung am Tag der Amtseinführung ankündigte:
"Wenn Sie jemals mit mir zusammenarbeiten und ich höre, dass Sie einen anderen Kollegen respektlos behandeln, jemanden herabwürdigen, dann verspreche ich Ihnen, dass ich Sie auf der Stelle feuern werde. Auf der Stelle. Ohne Wenn und Aber."
Einige OSTP-Mitarbeiter bezeichneten das Versprechen des Präsidenten nun "als leere politische Rhetorik", während andere kommentierten, dass sie immer noch glauben, dass Biden "irgendeine Art von Maßnahmen" ergreifen würde, wenn er das wahre Ausmaß des Problems kennen würde. "Herr Präsident, bitte schützen Sie die Würde und das Wohlergehen unserer Mitarbeiter, indem Sie zu Ihrer Null-Toleranz-Politik stehen", wird ein OSTP-Mitarbeiter von Politico zitiert, der der Meinung ist, dass Lander entlassen werden sollte.
Mehr zum Thema - Biden macht sexuelle Belästigung zu militärischem Verbrechen