Da sie erstmals im Jahr 1889 in Sankt Petersburg entdeckt wurde, taufte man sie "Russische Grippe". Binnen vier Monaten breitete sich die Krankheit überall aus und verursachte weltweit rund eine Million Todesfälle. Bislang galt diese Seuche bei Wissenschaftlern als Grippe-Pandemie.
Forscher, die sich damit erneut beschäftigt haben, sind mittlerweile der Ansicht, dass die Symptome damals eher COVID-19 als einer Grippe ähnelten. Ein Hinweis darauf ist die Tatsache, dass ältere Leute weitaus stärker betroffen waren als jüngere.
Bei der "Russischen Grippe" dauerte es zudem zwei Jahre, bis die Pandemie ihren Höhepunkt erreichte. Und dann noch weitere zwei Jahre, wo sie in immer geringerem Maße Infektionen und Todesfälle verursachte.
Auslöser der Krankheit könnte damals das Coronavirus HCov-OC43 gewesen sein. In der wissenschaftlichen Abhandlung heißt es dazu:
"Am auffälligsten sind Aspekte der Multisystemerkrankung mit respiratorischen, gastrointestinalen und neurologischen Symptomen, einschließlich des Verlusts der Geschmacks- und Geruchswahrnehmung; eine langwierige Genesung, die einer langen COVID-Erkrankung ähnelt, und pathologische Beobachtungen von Thrombosen in mehreren Organen, Entzündungen und rheumatische Erkrankungen."
Auch in Schweden erinnert man sich an die zahlreichen Todesfälle aufgrund der dort als "Russischer Schnupfen" bezeichneten Pandemie.
Diese neuen Erkenntnisse über die "Russische Grippe" fallen in eine Zeit, in der die Nachrichten mit Meldungen über die vermeintliche russische Aggression und eine mögliche Invasion russischer Streitkräfte in der Ukraine überquellen. Die Berichte über die "Russische Grippe" im Europa des 19. Jahrhundert riefen sicherlich ebenso viel Besorgnis hervor wie heute das Coronavirus. Jedoch könnte sich die wissenschaftliche Beschäftigung mit dieser historischen Pandemie als nützlich erweisen.
Denn während immer mehr Länder die Restriktionen aufheben und die Mehrheit der Bevölkerung an ein Ende der Pandemie glaubt, könnte die Geschichte der "Russischen Grippe" durchaus Rückschlüsse auf das weitere Pandemiegeschehen erlauben.
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