Niederlande beenden Lockdown – Cafés und Kultur bleiben dicht

Die Niederlande beenden nach fast vier Wochen und unter starkem Druck von Unternehmern den strengen Corona-Lockdown. Restaurants, Museen, Kinos und Theater bleiben jedoch weiter geschlossen. Gastwirte und Kulturschaffende sind empört. Ende Januar könnten neue Lockerungen folgen.

Geschäfte, Friseure und Sportclubs sowie Hochschulen dürfen ab Samstag wieder öffnen. Nach fast vier Wochen beenden die Niederlande damit den strengen Corona-Lockdown. Das kündigte Ministerpräsident Mark Rutte am Freitagabend in Den Haag an.

Die Lockerungen betreffen jedoch nicht alle Bereiche des öffentlichen Lebens. Geschlossen bleiben auch weiter Gaststätten, Museen, Theater und Kinos. Gastwirte und der Kultursektor sind empört. Angesichts der dramatisch steigenden Zahl der Corona-Infektionen könnten nicht alle Sektoren zugleich geöffnet werden, sagte Rutte.

"Alles zugleich geht nicht, das Risiko ist zu groß."

Am Ende des Monats werde es möglicherweise neue Lockerungen geben, so der Premier weiter.

Gesundheitsminister Ernst Kuipers sprach von einer "neuen Phase der Pandemie". Die Not bei Bürgern und Unternehmern sei groß. "Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben." Das Risiko einer Überlastung des Gesundheitssystems bleibe aber hoch.

Nach der Entscheidung der Regierung dürfen Geschäfte wieder täglich bis 17 Uhr öffnen. Privatpersonen dürfen zu Hause bis zu vier Besucher empfangen, bisher waren es zwei. Die Quarantänepflicht entfällt für diejenigen, die eine Booster-Impfung erhalten haben oder in diesem Jahr mit dem Virus infiziert waren. Bisher waren nur Supermärkte und Apotheken geöffnet.

Der Widerstand gegen die harten Maßnahmen hatte in den vergangenen Tagen stark zugenommen. Gastwirte kündigten für Samstag bereits Proteste an und wollen trotz des Verbots ihre Cafés und Restaurants öffnen. Sie werden vielfach von Bürgermeistern unterstützt. In der südlichen Stadt Valkenburg bei Aachen waren bereits am Freitag zahlreiche Geschäfte und Gaststätten geöffnet.

Der am 19. Dezember verhängte Lockdown sollte den Krankenhäusern Luft verschaffen. Der Premier hatte die Maßnahmen mit der extrem schnellen Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus begründet. Trotz täglicher Höchstwerte bei den positiven Corona-Befunden sinkt jedoch die Anzahl der Krankenhauspatienten im Land. Am Freitag wurden mehr als 35.000 neue Corona-Fälle registriert – so viele, wie nie zuvor. Das sind mehr als 1.300 Fälle pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen. 

Kurz nach Verhängung des Lockdowns hatten vor allem Unternehmer und Gastwirte über Einnahmeverluste geklagt. Sie forderten eine Kompensation für das ausgefallene Weihnachtsgeschäft. Gewerkschaften sprachen von einem erneuten "schweren Schlag" für Arbeitnehmer in der Gastronomie und im Einzelhandel. Besorgt äußerten sich auch Schulen über die Folgen für Kinder und Jugendliche.

Anfang des Jahres kam es in Amsterdam zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei, als Tausende von Menschen trotz des Verbots von Massenversammlungen gegen die verhängten Maßnahmen demonstrierten.

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(dpa/rt)