Eine Mitteilung des Wirtschaftsministeriums in Den Haag löste in Groningen Unruhe aus. Hintergrund ist die Information, dass die Niederländer vermutlich die Gasproduktion in Groningen trotz der Gefahr von Erdbeben fast verdoppeln müssen. Der für Gasfragen zuständige Staatssekretär Hans Vijlsbrief äußerte am Montagabend Verständnis für die Sorgen der Bürger. Er will sich daher beim deutschen Wirtschaftsministerium für eine Reduzierung einsetzen.
Der bisherige Wirtschaftsminister Stef Blok hatte laut einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa dem Parlament in einem Brief mitgeteilt, dass aus Groningen in diesem Jahr bis zu 7,6 Milliarden Kubikmeter Gas gepumpt werden müssten – und nicht wie geplant 3,9. Ein Grund sei, dass sich der Bau einer Stickstofffabrik verzögert habe. Dort soll ausländisches Gas für den heimischen Verbrauch aufbereitet werden. Außerdem sei die Nachfrage aus Deutschland nach dem niedrigkalorischen Groninger Gas höher. Blok schrieb dem Parlament:
"Dies kommt daher, weil energiesparende Maßnahmen einen weniger hohen Effekt hatten als erwartet."
Er habe seinem deutschen Amtskollegen Robert Habeck im Dezember geschrieben, dass er sich über diese Entwicklung "ernsthafte Sorgen mache". Er habe ihn auch gebeten zu überprüfen, ob "die Auswirkungen des höheren Gasverbrauches auf ein Minimum zu beschränken" seien. Der Bedarf Deutschlands in diesem Geschäftsjahr soll rund 1,1 Milliarden Kubikmeter betragen.
Laut einem Bericht des Handelsblatts, dessen Autor den Angaben zufolge Einsicht in den Brief hatte, habe man in den Niederlanden die Anfrage aus Deutschland als "unangenehme Überraschung" empfunden. Demnach habe der bisherige Wirtschaftsminister Blok an den deutschen Amtskollegen Habeck unter anderem geschrieben, dass die Erhöhung der Lieferungen nach Deutschland "ein Risiko für die niederländische Versorgungssicherheit" darstelle.
Wegen großer Schäden durch Hunderte von meist kleineren Erdbeben in der Provinz Groningen hatte die niederländische Regierung zugesagt, die Gasproduktion im Nordosten an der deutschen Grenze Ende 2023 zu stoppen. Die Niederlande bleiben bis dahin aber vertraglich verpflichtet, Deutschland mit Gas zu versorgen.
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(dpa/rt)