Die Stadt Los Angeles hat mit 653.826 Schülern den zweitgrößten Schulbezirk der USA. Im September 2021 erließen die zuständigen Schulbehörden eine Verordnung, nach der Schüler ab dem 12. Lebensjahr bis zum 10. Januar dieses Jahres geimpft sein müssen, um weiterhin am Schulbetrieb teilnehmen zu können. Los Angeles war einer der ersten Schulbezirke in den USA, der eine verpflichtende Impfpflicht für Schüler einführte.
Zum Ende des Jahres 2021 sahen sich die Behörden nun mit der Tatsache konfrontiert, dass weiterhin mehr als 30.000 – vor allem ältere – Schüler ungeimpft waren. Laut USA Today beschloss der Los Angeles Unified School District daraufhin noch im Dezember, die Frist für die Einführung einer verpflichtenden COVID-19-Impfung auf den Herbst 2022 zu verschieben.
Laut dem Artikel forciert dieser Schritt Spannungen mit anderen Schulbezirken, die die Impfpflicht für Schüler weiterhin durchsetzen wollen. Demnach war seitens der Schulbehörden von Los Angeles geplant, die Schüler, die bis zum 10. Januar noch nicht geimpft wären, in die Schule City of Angels des Bezirks umzumelden, die ihren Schwerpunkt im sogenannten Online-Schooling hat, also der Fernbetreuung über Unterricht an Bildschirmen. Aufgrund der ungeahnten Größenordnung von ungeimpften Kindern und Jugendlichen wuchs die Sorge davor, ob die Schule überhaupt in der Lage sein würde, zu Beginn des nächsten Semesters dermaßen viele neue Schüler aufnehmen zu können, und welche Störungen für den Schulalltag daraus resultieren würden bzw. welche Entwicklung für Personal und Kinder die Entscheidung mit sich bringen könnte.
Das Schulpersonal des Bezirks unterlag bereits einer verpflichtenden Impfpflicht. Ebenfalls schon im Dezember 2021 beschloss demnach der leitende Vorstand der Stadt laut USA Today, dass 496 Angestellte entlassen werden, die sich weiterhin weigerten, die Impfvorschrift umzusetzen. Laut dem Artikel gäbe es Eltern, die das nun verschobene Mandat der Schulbehörden vorher aktiv unterstützen und sie regelrecht "drängen", dem standhaft zu bleiben, da "eine Verzögerung nur die Impfgegner ermutigen" würde. Ungefähr die Hälfte der Eltern in den USA befürwortet demnach eine Corona-Impfpflicht für Schüler, so das Ergebnis einer Umfrage von USA TODAY/Ipsos aus dem Herbst 2021. Andere hielten den nun beschlossenen Aufschub bis Herbst 2022 für wichtig, da die Situation drohe, dass viele Schüler mitten im Jahr vom Unterricht ausgeschlossen werden könnten.
Laut USA Today sei die Zögerlichkeit bei der Impfung in farbigen Bevölkerungsgruppen besonders groß, was unmittelbar bedeutet, dass diese Kinder unverhältnismäßig stark von der Impfpflicht-Vorgabe betroffen worden wären. Elmer Roldan, geschäftsführender Direktor von Communities in Schools of Los Angeles, erläuterte in dem USA Today-Artikel, dass Studien zufolge vor allem farbige Schüler in der virtuellen Online-Schule mehr Probleme als ihre weißen Mitschüler hätten und infolgedessen die Gefahr bestünde, dass diese Gruppe in den Bereichen Lesen und Mathematik aktuell weiter hinter das bestehende Niveau zurückfallen würde.
Roldan resümierte, dass es daher nun keinen Sinn mache, 30.000 ungeimpfte Schüler von den jeweiligen Schulen zu verweisen, da Los Angeles laut seinen Angaben im Schuljahr 2021 etwa "40.000 Schüler verloren hat, die verschwunden sind, sich abgemeldet oder die Schule abgebrochen haben".
Zum Vergleich hat der Schulbezirk Oakland Unified School District die Frist für die COVID-19-Impfung der Schüler im Dezember nur um einen Monat verschoben, weil etwa 35 Prozent der berechtigten Schüler zu diesem Zeitpunkt noch nicht geimpft waren. Schüler, die bis zur neuen Frist Ende Januar noch nicht geimpft sind, werden nach Angaben des Bezirks dann in den rein virtuellen Unterricht verlegt, so USA Today.
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