Der ehemalige US-Präsident George W. Bush offenbarte 1998 in einem Gespräch mit dem damaligen britischen Botschafter in den Vereinigten Staaten, Sir Christopher Meyer, dass er wenig über internationale Fragen wisse. Dies geht aus Unterlagen hervor, die vom britischen Nationalarchiv nun freigegeben wurden.
Bush, der zum Zeitpunkt des Treffens mit dem britischen Diplomaten Gouverneur von Texas war, räumte ein, dass sein Weltbild "weitgehend auf den texanischen und mexikanischen Raum beschränkt" sei. Sir Christopher notierte in den Dokumenten:
"Bush gab zu, dass er – abgesehen von Mexiko – nicht viel über internationale Angelegenheiten wüsste und dass er gut beraten wäre, seine Kenntnisse zu erweitern."
Während des Treffens lud der britische Botschafter Bush zu einem Besuch im Vereinigten Königreich ein, doch der amerikanische Politiker aus den Reihen der Republikaner lehnte das Angebot ab, da er sich Sorgen machte, wie dies im Vorfeld der bevorstehenden Gouverneurs-Wahlen in Texas aufgenommen werden würde. Sir Christopher notierte:
"Die texanischen Wähler würden ihm nicht verzeihen, wenn er den Eindruck erwecken würde, dass er sich nicht um die Aufgaben der Regierung von Texas kümmert."
Trotz des Eingeständnisses, dass es Bush an außenpolitischer Erfahrung fehle, erklärte der britische Gesandte nach dem gemeinsamen 40-minütigen Treffen, dass der Republikaner, sollte er für das Amt des Präsidenten kandidieren, in seiner Partei als "mit Abstand der beste Kandidat" gelten werde.
Die Anmerkungen des Diplomaten, der von 1997 bis 2003 Botschafter in den USA war, finden sich in Dokumenten, die gerade von The National Archives, dem offiziellen Nationalarchiv des Vereinigten Königreichs für Regierungs- und andere wichtige Dokumente aus über tausend Jahren, freigegeben wurden.
Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 hatten außenpolitische Themen Bushs Präsidentschaft weitgehend dominiert: Die USA marschierten in Afghanistan ein und kämpften gegen die Taliban. Später ordnete Bush an der Seite des Vereinigten Königreichs die Invasion in den Irak und den Sturz von Saddam Hussein an – wegen angeblicher irakischer Massenvernichtungswaffen, die nie gefunden wurden.
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