Bericht: VAE nahmen vor Ermordung Khashoggis mit Spähsoftware Pegasus seine Ex-Frau ins Visier

Die von der Forschungsgruppe Citizen Lab durchgeführte Analyse zeigt, dass Regierungsbehörden der Vereinigten Arabischen Emirate nur wenige Monate, bevor Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul ermordet wurde, die in Israel hergestellte Spionagesoftware Pegasus auf einem Handy seiner Ex-Frau zu installieren versuchten.

Nichts hat dem Ruf der israelischen Firma NSO so sehr geschadet wie der Verdacht, dass ihre Spionage-Technologie bei der Ausspähung des saudischen Oppositionellen Jamal Khashoggi eine maßgebliche Rolle gespielt hätte. Nun gibt es eine neue Meldung zu dieser Spionage-Geschichte: Die Ex-Frau des ermordeten saudischen Journalisten Khashoggi wurde einige Monate vor dessen Ermordung mit der Spionagesoftware Pegasus der israelischen Firma NSO über ihr Handy ausgespäht, hieß es am Dienstag im Washington Post. In dem Bericht wird die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) für das Ausspähen von Khashoggis Ex-Frau Hanan El-Atr verantwortlich gemacht. Das Handy von El-Atr soll gehackt worden sein, als sie 2018 auf einem Flughafen in Dubai wegen Befragungen zur Person von Khashoggi festgehalten wurde.

Die von der Forschungsgruppe Citizen Lab der Universität Toronto durchgeführte Analyse zeigt, dass eine Regierungsbehörde der VAE versucht habe, die in Israel hergestellte Spionagesoftware Pegasus mittels einer SMS auf ihrem Handy zu installieren. Das geschah nur wenige Monate, bevor Khashoggi im saudischen Konsulat im türkischen Istanbul ermordet wurde.

Obwohl Citizen Lab nicht überprüfen konnte, ob Pegasus dabei erfolgreich installiert werden konnte, erklärte die Forschungsgruppe jedoch, sie habe nach dem ersten Versuch keine weiteren Installationsversuche auf dem Handy gefunden und gehe insofern davon aus, dass das Handy erfolgreich gehackt worden war. 

Die Vereinigten Arabischen Emirate sind ein enger Verbündeter Saudi-Arabiens in der Region. Die Analyse basiert auf einer Untersuchung der beiden Telefone von El-Atr, die ihr von den emiratischen Behörden nach ihrer Freilassung in Dubai zurückgegeben worden waren. Die Untersuchung wurde im Auftrag der Washington Post und von El-Atr selbst durchgeführt.

Die israelische Firma NSO behauptet, dass keiner ihrer Kunden die Spyware gegen Khashoggi oder El-Atr verwendet hätte. Der damalige Geschäftsführer von NSO Shalev Hulio sagte gegenüber der Washington Post: "Wir haben das überprüft, und sie war kein Ziel. Es gibt keine Spuren von Pegasus auf ihrem Telefon, weil sie kein Ziel war." Die Washington Post erwähnt immerhin, dass die Vereinigten Arabischen Emirate einer der bekanntesten Kunden von NSO sind. Die New York Times berichtete vor Kurzem, die israelische Regierung habe nicht nur die NSO, sondern auch drei weitere Firmen aus dem Überwachungsbereich "ermuntert", die Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien fortzusetzen und habe auch dementsprechende Exporte genehmigt.

Die ehemalige Sonderberichterstatterin der UN für "außergerichtliche Hinrichtungen", Agnès Callamard, äußerte seinerzeit bereits den Verdacht, dass Handys von Personen im Umfeld Khashoggis mit dem Spähprogramm "Pegasus" infiziert worden seien, darunter von Jeff Bezos, des Amazon-Gründers und Eigentümers der Washington Post. Eine Analyse des Security Lab von Amnesty International ergab, dass das Telefon der Verlobten von Khashoggi, Hatice Cengiz, vier Tage nach der Tat – am 6. Oktober – tatsächlich mit der Software "Pegasus" infiziert wurde. Cengiz hatte Khashoggi zum Konsulat begleitet und stundenlang vor der Tür auf seine Rückkehr gewartet.

Am 2. Oktober 2018  betrat der 59-jährige Khashoggi das saudische Generalkonsulat in Istanbul und wurde anschließend dort ermordet. Die Leiche wurde später vermutlich mit einer Knochensäge zerstückelt und verbrannt.

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