Zahlreiche Chemiefirmen haben weltweit in den vergangenen Wochen die Düngemittelproduktion heruntergefahren, weil sie sich nicht mehr lohnt, wie das Handelsblatt berichtet. Hauptgrund ist die Verteuerung von Erdgas. In der Herstellung von Ammoniak, dem Vorprodukt von Dünger, ist Erdgas der wichtigste Rohstoff und parallel ein Energielieferant zugleich.
Das hat gravierende Folgen für die Lebensmittelversorgung der Welt. Denn weniger Dünger heißt: deutlich kleinere Ernte von schlechter Qualität. Experten befürchten dreißig bis vierzig Prozent weniger Erträge im nächsten Jahr.
Auch der Deutsche Bauernverband ist alarmiert. Udo Hemmerling, der stellvertretende Generalsekretär, sagt:
"Wenn Dünger fehlt, gibt es geringere Ernten – und zwar weltweit."
Europa werde wohl mit einem blauen Auge aufgrund seiner Kaufkraft davonkommen. Doch Hemmerling resümiert:
"Aber auch in Deutschland dürfte es zeitweise Lücken in den Regalen geben – bei frischem Obst und Gemüse kann dies für den Verbraucher 2022 schnell spürbar werden."
Für die Verbraucher dürften Nahrungsmittel damit im kommenden Jahr noch deutlich teurer werden als dies im ganzen Jahr 2021 bereits der Fall war. Fast alle Konsumgüterhersteller, allen voran die Big Player Nestlé, Unilever, Mondelez und Danone, haben bereits deutliche Preissteigerungen angekündigt.
Biertrinkern stehen ebenfalls harte Zeiten bevor: Die deutschen Bierbrauer von Radeberger, Krombacher und Veltins bis zu Bitburger wollen allesamt die Preise anheben. Auch das hängt mit der Verteuerung von Dünger zusammen, worunter die Bauern leiden. Dazu steigen seit Jahren die Kosten für Maschinen, Betriebsstoffe, Treibstoff und Löhne.
Parallel wollen große Lieferanten von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut wie etwa Bayer und BASF ihre höheren Kosten für Rohstoffe und Energie in den kommenden Wochen an die Kunden weitergeben.
Für die benötigte Agrarchemie werden die immer weniger werdenden Landwirte bald tiefer in die Tasche greifen müssen. Da bei Pflanzenschutzmitteln der Markt jetzt schon begrenzt ist, werden die von den Konzernen angekündigten Preiserhöhungen leicht durchzusetzen sein.
Für die deutschen Verbraucher werden daher nicht nur Rapsöl, sondern auch Brot und Brötchen teurer. Die höheren Kosten für Backwaren sind dabei vor allem auf die explodierten Gaspreise zurückzuführen – zusätzlich zur CO2-Abgabe von 25 Euro/Tonne seit Januar. Denn die Backöfen werden meist mit Erdgas betrieben.
Zudem sind wegen der Corona-Krise für Bäcker die Ausgaben für Löhne, Kartonagen, Etiketten und Transport stark gestiegen. Eine Entspannung der Lage ist nicht absehbar, ganz im Gegenteil. Der Verband Deutscher Großbäckereien sagt dazu:
"Wegen der vielfältigen Kostensteigerungen, die aktuell die Betriebsergebnisse belasten, gibt es auch für 2022 keine Entwarnung."
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