Rund 20.000 Flüchtlinge warten in Belarus auf eine Möglichkeit, in die EU zu gelangen. Tag und Nacht versuchten Tausende, so der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki, nach Polen zu gelangen. Dem Druck tritt Polen mit mehr als 15.000 Soldaten entgegen. Alexander Lukaschenko wird vorgeworfen, die Flüchtlinge nach Weißrussland geholt zu haben und sie als Druckmittel gegen die EU-Politik zu benutzen.
Morawiecki sieht sein Land derzeit als Verteidiger für ganz Europa. In einem Interview mit der Bild-Zeitung, warnte er davor, dass die Lage an der Grenze bald bedrohlicher werden könnte:
"Klar ist: Wenn wir nicht in der Lage sind, jetzt Tausende Zuwanderer fernzuhalten, dann werden es bald Hunderttausende sein, Millionen, die Richtung Europa kommen. Wenn wir unsere Grenzen in Europa nicht entschieden schützen und verteidigen, werden hunderte Millionen aus Afrika und dem Mittleren Osten versuchen, nach Europa und insbesondere Deutschland zu kommen.
In Deutschland leben über 80 Millionen - würden Sie erlauben, dass 50 Millionen weitere kommen? Ich glaube, dass die Menschen in Deutschland darüber nicht glücklich wären, weil sie ihren Lebensstandard halten wollen. Sie wollen ihre Kultur behalten."
In Bezug auf die "Eskalationsstufen" zeigte sich Morawiecki erfreut über den Beistand der NATO-Staaten. Die Einbeziehung von Frontex aber sieht er als unsinnig, denn diese hätten gerade mal 1.000 Beamte für ganz Europa zur Verfügung. Von den Nachbarn Belarus, Polen, Litauen und Lettland erhofft er sich eine entschlossene Erklärung.
Am Mittwochabend telefonierte die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Lukaschenko. Besonders von Deutschland fordert Morawiecki den Grenzschutz auszuweiten. Die Flüchtlingskrise von 2015 schuf seiner Meinung nach einen "künstlichen Multikulturalismus."
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