Vergangene Woche stand das US-Militär erneut im Mittelpunkt einer Kontroverse, nachdem die New York Times berichtet hatte, das Pentagon habe einen Angriff auf syrische Zivilisten im Jahr 2019 vertuscht. Bei dem Angriff sollen mindestens 80 Menschen ums Leben gekommen sein. Nach der Veröffentlichung des Berichts bestätigten Vertreter der US-Regierung schließlich in einer Erklärung die Opferzahlen und behaupteten, dass 16 der Getöteten mutmaßliche Kämpfer des Islamischen Staates gewesen seien.
Auf die Frage nach den weiteren 60 Opfern, unter denen sich offenbar auch Frauen und Kinder befanden, erklärte das US-Zentralkommando der New York Times, es sei "nicht klar", ob es sich um Zivilisten gehandelt habe, "zum Teil, weil Frauen und Kinder im Islamischen Staat manchmal zu den Waffen greifen".
Am Sonntag verteidigte der Sprecher des US-Zentralkommandos Hauptmann Bill Urban in einer Erklärung gegenüber der BBC die Angriffe. Er behauptete, sie seien zur Selbstverteidigung erfolgt. Das Militär könne "den Status von mehr als 60 weiteren Opfern nicht schlüssig charakterisieren", da "mehrere bewaffnete Frauen und mindestens ein bewaffnetes Kind in dem Video zu sehen waren".
"Die genaue Zusammensetzung aus bewaffnetem und unbewaffnetem Personal konnte nicht schlüssig bestimmt werden", so Urban, der die Hypothese aufstellte, dass es "wahrscheinlich" sei, dass ein Großteil der Opfer "zum Zeitpunkt des Angriffs ebenfalls Kämpfer waren".
Dass bei diesen Angriffen noch weitere Zivilisten getötet wurden, wird immer wahrscheinlicher.
Urban räumte zwar ein, dass bei den Angriffen Zivilisten, darunter auch Frauen und Kinder, getötet wurden, behauptete jedoch, dass es sich bei den Angriffen laut einer Untersuchung "um legitime Selbstverteidigungseinsätze" gehandelt habe und dass "keine disziplinarischen Maßnahmen gerechtfertigt" seien.
Dem Bericht der New York Times zufolge waren selbst US-Militäroffiziere schockiert und beunruhigt über die Angriffe, die sie live über eine Drohnenkamera beobachteten. Einige fragten sich sogar, ob der Vorfall als Kriegsverbrechen betrachtet werden könnte. Das Geschehen soll jedoch Berichten zufolge schnell vertuscht worden sein. Die Opferzahlen würden geheim gehalten.
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