Die Urbanisierung und der Tourismus führen auf ozeanischen Inseln zu einem massiven Insektenschwund. Dies haben Forscher der Universität Bayreuth auf den Malediven herausgefunden. Auf den Inseln mit fortschreitender Urbanisierung dokumentierten sie im Schnitt 48 Prozent weniger Insektenarten als auf den unbewohnten Inseln des Archipels. Auf den touristisch genutzten Inseln seien es sogar 66 Prozent weniger, berichten Wissenschaftler der britischen Royal Society in der Zeitschrift Open Science.
Ozeanische Inseln machen nach ihren Angaben zwar nur etwas mehr als zwei Prozent der Landmasse der Erde aus. Zugleich beherbergen sie aber ein Fünftel aller bekannten Tier- und Pflanzenarten und rund die Hälfte aller bedrohten Arten. In einer Mitteilung der Universität Bayreuth erklärt der Erstautor der Studie, Sebastian Steibl:
"Das vom Menschen verursachte weltweite Artensterben ist auf ozeanischen Inseln in den Tropen besonders drastisch."
Auf den Malediven unterschieden die Forscher drei Arten von Inseln, die nahe beieinander liegen: unbewohnte, von der heimischen Bevölkerung bewohnte sowie touristisch genutzte Inseln. Steibl erläutert:
"Auf touristisch genutzten Inseln ist es vermutlich der Einsatz von Pestiziden, der den drastischen Rückgang der Insektendiversität hauptsächlich verursacht. Zwar werden Pestizide vorrangig gegen Mosquitos eingesetzt, doch sind andere Arten davon mitbetroffen."
Welche langfristigen Folgen das Insektensterben auf das Ökosystem der Inseln hat, müssen nach Angaben der Forscher nun weitere Untersuchungen klären. Insbesondere die ökologischen Funktionen der Insekten fallen durch ihr Aussterben weg – so etwa die Bestäubung von Blüten oder das Kompostieren und Recyceln von Pflanzenmaterial wie angespültem Seegras.
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(rt/dpa)