Ruhe vor dem Sturm? Evergrande-Aktienhandel ausgesetzt

Der Hongkonger Index brach am Montag so stark wie seit zwei Wochen nicht mehr ein. Grund ist die drohende Zahlungsunfähigkeit des chinesischen Immobiliengiganten Evergrande. Der Handel mit den Aktien wurde erstmals ausgesetzt, da ein nicht verschiebbarer Schuldentest für den Konzern ansteht.

Die chinesische Regierung griff – wie Experten erwartet hatten – bislang nicht ein, um den Immobiliengiganten Evergrande vor einer Zahlungsunfähigkeit zu retten. Stattdessen forderte Peking nun die lokalen Führungen auf, sich auf den Bankrott von Evergrande vorzubereiten. 

Mehr als einer Million Chinesen droht der finanzielle Bankrott. Es geht um 1,4 Millionen Privatpersonen, die für nicht fertiggestellte Eigentumswohnungen Vorkasse geleistet haben, und Firmen, die für Evergrande tätig gewesen sind, wie auch Anleihegläubiger. 

In China kam es zu Demonstrationen, die von der Polizei aufgelöst wurden. Die Schulden von Evergrande belaufen sich auf rund 300 Milliarden US-Dollar (258 Milliarden Euro). 

Die Auswirkungen auf die internationalen Märkte sind nicht absehbar. Der Konzern unterhält auch Geschäftsverbindungen mit Deutschland. Der Bankrott des Konzerns könnte dem chinesischen Immobilienboom ein Ende bereiten und sich zu einer neuen Finanzkrise über das Gebiet der Chinesischen Volksrepublik hinaus entwickeln.

Der Schock des ausgesetzten Aktienhandels zeigte sich am Montag an der Hongkonger Börse. Der Hang Seng Index in Hongkong verzeichnete zeitweise Verluste von 2,7 Prozent. Die Aktien von Pharma- und Technologieunternehmen büßten ebenfalls ein und selbst Kryptowährungen wurden in Mitleidenschaft gezogen. In China ist am Montag ein Feiertag. 

Evergrande hat bislang versucht, durch den Verkauf von Immobilien einen Teil seiner Schulden zu begleichen. Letzte Woche stieß Evergrande eine Bankbeteiligung in Höhe von 1,3 Milliarden Euro ab. 

Am 3. Oktober stand die Rückzahlung einer weiteren Anleihe in Höhe von 260 Millionen US-Dollar an. Die Anleihe war von Jumbo Fortune Enterprises ausgegeben, Evergrande hatte dafür garantiert. Das effektive Fälligkeitsdatum ist Montag, der 4. Oktober. Zwar kann bei technischen und administrativen Fehlern eine Gewähr von fünf Geschäftstagen eingeräumt werden, eine Nachfrist aber gibt es in diesem Fall nicht. Die Nichtzahlung stellt einen Zahlungsausfall dar. 

Ein Rettungsanker könnte der chinesische Immobilienkonzern Hopson sein. Dieser soll angekündigt haben, 51 Prozent der Hausverwaltung von Evergrande Property Services für mehr als 4,4 Milliarden Euro zu übernehmen. Auch der Handel mit Aktien von Hopson wurde am Montag ausgesetzt. 

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