Seine beiden Töchter, auch seine Frau, seine Eltern, seine Brüder sowie Neffen und Nichten seien mit dem Moderna-Impfstoff gegen das Coronavirus geimpft. Er sei seit 25 Jahren "im Impfbereich aktiv und extrem auf Sicherheit bedacht", erklärte Stéphane Bancel, Vorstandsvorsitzender des US-Pharmariesen, in einem Interview mit der Schweizer Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) auf die Frage, wie sicher denn der Impfstoff aus seinem Unternehmen sei. Bei ihm selbst seien nach der Verabreichung der Spritze Nebenwirkungen wie etwa Muskelschmerzen, die 48 Stunden gedauert hätten, aufgetreten. Andere Geimpfte hätten "etwas Fieber, Kopfschmerzen und zum Teil Schüttelfrost" gehabt. "Aber alles sind unerhebliche Nebenwirkungen, die ohne Medikamente verschwinden", erklärte Bancel.
Gegenüber NZZ erklärte der Moderna-Chef, der bereits vor Jahren auf die neuartige RNA-Technologie gesetzt hatte, dass "unabhängige und verifizierte Studien" festgestellt hätten, dass "nichts von unserem mRNA in den DNA-Nukleus eindringt, das Langzeitschäden verursachen könnte". Durch die Entwicklung des Vakzins gegen SARS-CoV-2 wurde der gebürtige Franzose inzwischen zum Multimilliardär. In den nächsten Jahren dürfte der Impfstoff gegen das Coronavirus noch weiteres Geld in die Unternehmenskasse spülen, denn der Moderna-Chef prognostiziert, dass die Geimpften "zweifellos" irgendwann eine Auffrischung benötigen würden, um vor dem Virus geschützt zu bleiben. Wann genau, hänge laut Bancel von der Altersgruppe ab. Er rechnet demnach damit, dass jüngere Menschen alle drei Jahre eine Auffrischungsimpfung erhalten und ältere Menschen "eher jedes Jahr".
Die Wirkung der Impfung nehme demnach kontinuierlich ab. Doch beim Auffrischungs-Vakzin reiche laut dem Moderna-Chef demnach die Hälfte des Wirkstoffs der vorherigen vollen Dosis.
Das Ende der COVID-19-Pandemie sieht der 49-Jährige aufgrund der steigenden Impfstoffproduktion "in einem Jahr". So erklärte Bancel gegenüber NZZ:
"Schaut man sich den branchenweiten Aufbau von Produktionskapazitäten der letzten sechs Monate an, sollten bis Mitte des nächsten Jahres genügend Dosen vorhanden sein, damit alle auf dieser Erde geimpft werden können. Auch Auffrischungen sollten im benötigten Maß möglich sein."
Schon bald werde man zudem in der Lage sein, "fünf- bis elfjährige Kinder zu impfen und – in einem weiteren Schritt – jene im Alter ab sechs Monaten", ergänzte der Moderna-Chef. "Diejenigen, die sich nicht impfen lassen, werden sich auf natürliche Weise immunisieren, weil die Delta-Variante so ansteckend ist", betonte der 49-Jährige. Laut Bancel wird die Situation bei COVID-19 ähnlich sein wie bei der saisonalen Grippe.
"Man kann sich entweder impfen lassen und einen guten Winter haben. Oder man tut es nicht und riskiert, krank zu werden und allenfalls sogar im Krankenhaus zu landen."
Der Moderna-Chef wies auch darauf hin, dass "jährlich Zehntausende in Europa und in den USA an der Grippe sterben".
Der Impfstoff gegen das Coronavirus von Moderna, bei dem zwei Dosen erforderlich sind, ist in rund 100 Ländern zugelassen und gehört zu den drei Präparaten, die bei der Impfkampagne gegen SARS-CoV-2 in den USA zum Einsatz kommen. Der Impfstoff rühmt sich einer hohen Wirksamkeitsrate von 93 Prozent sechs Monate nach der Verabreichung der zweiten Dosis. Damit liegt sie kaum unter den 94,5 Prozent, die in den klinischen Studien der dritten Phase ermittelt wurden.
Moderna gehört zu den sechs Impfstoffherstellern, denen Amnesty International vorwirft, eine "beispiellose Menschenrechtskrise" zu befeuern, weil sie sich weigern, an Initiativen zur Verbesserung der weltweiten Impfstoffversorgung teilzunehmen, und lieber mit reichen Ländern zusammenarbeiten, die Vakzins für sich selbst horten. Einem neuen Bericht der Menschenrechtsorganisation zufolge ist das US-Unternehmen zusammen mit Unternehmen wie BioNTech/Pfizer, Johnson & Johnson, AstraZeneca und Novavax dafür verantwortlich, dass von den weltweit 5,76 Milliarden verabreichten Impfdosen nur 0,3 Prozent an Länder mit niedrigem Einkommen gingen.
"Moderna hat noch keine einzige Impfstoffdosis an ein Land mit niedrigem Durchschnittseinkommen geliefert" und werde den Großteil seiner Bestellungen im Rahmen des globalen COVAX-Impfstoffverteilungsprogramms erst im nächsten Jahr ausliefern, so Amnesty International. Trotz alldem werde der amerikanische US-Arzneimittelhersteller bis Ende 2022 einen Umsatz von über 47 Milliarden Dollar erwirtschaften, heißt es weiter im Bericht.
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