Sowjetische Archivdokumente über Vertreibung von Deutschen aus Polen nach dem Krieg veröffentlicht

Ziel der Russischen Militärhistorischen Gesellschaft ist die Aufarbeitung des Leidens der Zivilbevölkerungen während des Zweiten Weltkriegs. Am Freitag veröffentlicht die Gesellschaft Dokumente, die sich mit der Vertreibung von Deutschen aus Polen nach dem Krieg befassen.

Vor 75 Jahren, im September 1946, hat die Regierung Polens ein Dekret zur Trennung der Deutschen vom polnischen Volk verabschiedet. Der Beschluss über die Ausweisung der Deutschen aus Polen war auf dem Treffen der drei Haupalliierten in Potsdam mit dem Bestreben nach einer national-territorialen Abgrenzung in Mittel- und Osteuropa sowie der Wiederherstellung Polens als ein nationaler Staat gefasst worden. Am Freitag veröffentlicht die Russische Militärhistorische Gesellschaft (RMHG) sowjetische Archivdokumente über die Ausweisung von Deutschen aus Polen.

Aus diesen Dokumenten geht hervor, dass die Vertreibung der Deutschen aus Polen mit Gewalt, Plünderungen und Zwangsarbeit verbunden war. In einem Brief von Dora Kletzin aus dem Jahr 1946, der von der RMHG zitiert wird, steht:

"Die Polen sind unmenschlich. Sie verstehen auch nicht, welche Leiden sie Menschen zufügen. Menschen werden ausgeraubt und zum Verhungern gezwungen. Stettin wurde eine Stadt des Todes und der Selbstmorde."

Den Deutschen war das Recht genommen, selbst über ihre Ausreise zu entscheiden und einen neuen Wohnsitz zu wählen. Bei der Ausreise durften sie 500 Reichsmark pro Person und "so viel Gepäck mitnehmen, wie sie heben können". Nach dem zerstörerischen Krieg brauchte Polen Arbeitskräfte zur Wiederherstellung der Landwirtschaft und Industrie. Arbeitsunfähige Menschen wurden deshalb zuerst ausgewiesen, Menschen mit Qualifizierungen erhielten die Genehmigung zur Ausreise zuletzt.

In den Jahren von 1946 bis 1949 wurden aus den ehemaligen Ostgebieten bis zu 2,4 Millionen Menschen nach Deutschland ausgewiesen. Die Gesamtzahl der aus Polen vertriebenen Deutschen beträgt zwischen 3,5 und 3,6 Millionen Menschen.

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