Facebooks "weiße Liste": Privilegierte Nutzer dürfen Regeln der Plattform verletzen

Das Kontrollsystem bei Facebook befreit einige Nutzer von der Einhaltung der Regeln. Sie dürfen gegen das Verbot von Hasspropaganda, sexuellen Inhalten oder Aufrufen zur Gewalt verstoßen. Zu den privilegierten Nutzern gehören unter anderem Politiker und Blogger.

Laut einem Bericht des Wall Street Journal (WSJ) gibt es beim Sozialnetzwerk Facebook eine sogenannte weiße Liste. Die Accounts von einigen Nutzern werden durch ein spezielles Programm kontrolliert, das gewisse Verstöße gegen Regeln der Plattform ignoriert. Daraufhin werden Posts mit sexualisierten Inhalten, Hasspropaganda oder sogar Aufrufen zur Gewalt auf diesen Seiten nicht automatisch blockiert.

Im Jahr 2019 führte dieses Vorgehen dazu, dass intime Fotos und Videos sowie die persönliche Kommunikation der Frau, die den brasilianischen Fußballspieler Neymar sexualisierter Gewalt beschuldigt hatte, längere Zeit für andere Nutzer zugänglich waren. Der Sportler veröffentlichte die WhatsApp-Korrespondenz mit seinem vermeintlichen Opfer, um seine Unschuld zu beweisen. Als die Inhalte schließlich gelöscht wurden, war eines der Videos 56 Millionen Mal angeschaut worden.

Im Jahr 2020 sollen etwa 5,8 Millionen Nutzer zu der privilegierten Gruppe gehört haben. Unter ihnen befanden sich Politiker, Schauspieler, Musiker, Sportler und Blogger. Nach WSJ-Angaben wächst die vermeintliche VIP-Liste weiter.

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