Chinas Regierung hat feminin aussehende Männer aus dem Fernsehen verbannt. Die staatliche Fernseh- und Radioverwaltung (NRTA) in Peking hat TV-Anbieter aufgefordert, keine männlichen Darsteller "mit einem weiblichen Stil und andere abnormale Ästhetik" zu zeigen. Die Anweisung wendet sich offenbar gegen einen Trend zu einem eher weiblichen oder androgynen Aussehen von Sängern oder Schauspielern, der von Südkorea und Japan nach China überschwappt.
Dahinter steckt der sogenannte K-Pop. Popmusik aus Südkorea, bei der sich zur klassischen Upbeat-Popmusik oft auch Elemente aus Rap, Soul, R&B und Pop gesellen. Doch bei K-Pop geht es nicht nur um Musik, es ist gleichzeitig ein Lebensgefühl für viele Jugendliche. Viele der Musiker von Bands wie BTS pflegen einen androgynen Look und sympathisieren mit der LGBTQ-Bewegung. So sagte zum Beispiel Sänger Kim Nam-joon von BTS 2018 vor den Vereinten Nationen:
"Egal, wer du bist, woher du kommst, deine Hautfarbe, deine Gender-Identität – sprich für dich selbst."
Die "K-Pop-Welle" schwappte nach Südkorea, Japan und China schließlich auch auf den Rest der Welt über. Doch China scheint den Hype mittlerweile als eine Bedrohung zu empfinden. Die Fernsehstationen sollten sich an "politische Qualität, moralischen Charakter und künstlerische Standards als Auswahlkriterien" halten. Auf keinen Fall dürften Personen gezeigt werden, "deren politische Ansichten inkorrekt sind". Es solle ein "patriotisches, tugendhaftes und künstlerisches Ethos" in der Unterhaltungsindustrie geschaffen werden, so NRTA.
Auch Reality-Talentshows sind der Regierung offenbar ein Dorn im Auge. "Sendeanstalten dürfen keine Formate mit der Schaffung mutmaßlicher Heldenfiguren sowie keine Varieté- und Realityshows zeigen", erklärte die staatliche Regulierungsbehörde weiter. Zudem sollen die Sender auch gegen "vulgäre Influencer", aufgeblasene Gagen und "verkommene Moral" von Künstlern vorgehen – man müsse verhindern, dass junge Menschen auf Abwege geführt würden.
Türkische Jugend in Gefahr?
Doch nicht nur in China sorgt man sich – auch in der Türkei regt sich Misstrauen gegen den aus Südkorea importierten Trend. Einem Bericht der Zeitung Milliyet zufolge beobachtet die türkische Regierung die möglichen "schädlichen Auswirkungen von K-Pop". Das türkische Familienministerium prüfe, ob die Jugendkultur aus Asien junge Menschen von traditionellen Werten entfremde und sie von ihren Familien entferne.
Vor allem das Internet macht der türkischen Regierung offenbar im Zusammenhang mit K-Pop Sorgen. Die türkische Zeitung Hürriyet zitiert einen türkischen Minister mit den Worten:
"Koreanische Popbands lösen weltweite Bewunderung aus durch ihre Images, ihre Musik und die effektive Nutzung sozialer Medien."
Laut Milliyet hat das türkische Familienministerium nun zu einer Runde mit Betreibern von sozialen Netzwerken eingeladen. Dem Bericht zufolge soll es dabei um die Frage gehen, wie die Plattformanbieter dabei helfen könnten, Einflüsse auf die Jugend durch Onlineinhalte zu bekämpfen. Das arabisch-US-amerikanische Newsportal Al-Monitor bestätigte eine entsprechende Anfrage der türkischen Regierung.
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