Krise zwischen Algerien und Marokko: Israel weist Vorwürfe aus Algier zurück

Die algerischen Vorwürfe gegen Israel im Zusammenhang mit der schweren diplomatischen Krise zwischen Algerien und Marokko seien "unbegründet und irrelevant", so eine israelische Quelle. Ihr zufolge solle sich Algier lieber "um seine wirtschaftlichen Probleme kümmern".

Während die algerischen Behörden am Dienstagabend den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Marokko ankündigten, dem nordafrikanischen Nachbarn, zu dem Algier schon seit Längerem schwierige Beziehungen unterhält, rückt Israel weiter in den Fokus der algerischen Kritik. Im Zentrum der vom algerischen Außenminister Ramtane Lamamra formulierten Vorwürfe stehen Äußerungen seines israelischen Amtskollegen Yair Lapid, die dieser kürzlich während eines offiziellen Besuchs in Marokko gemacht hat.

Am 12. August hatte Lapid in Casablanca seine "Besorgnis über die Rolle Algeriens in der Region, seine Annäherung an Iran und seine Kampagne gegen die Aufnahme Israels als Beobachtermitglied in die Afrikanische Union (AU)" zum Ausdruck gebracht. Am Montag kritisierte Ramtane die Äußerungen Lapids als "sinnlose Anschuldigungen und kaum verhüllte Drohungen". Dass aus Sicht Algeriens Rabat eine ausländische Militärmacht in den Maghreb einlade und deren Vertreter zu falschen und böswilligen Äußerungen gegen ein Nachbarland anstifte, sei "im Hinblick auf die regionale Sicherheit ein schwerwiegender und unverantwortlicher Akt".

Israel hingegen wies am Mittwoch die Vorwürfe aus Algerien als "unbegründete und irrelevante Anschuldigungen" zurück. "Was zählt, sind die sehr guten Beziehungen zwischen Israel und Marokko, die durch den jüngsten Besuch von Lapid veranschaulicht wurden, und die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern zum Wohle ihrer Bürger und der gesamten Region", so eine israelische diplomatische Quelle gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Die namentlich nicht genannte Quelle fügte hinzu: "Israel und Marokko sind ein wichtiger Teil einer pragmatischen und positiven Achse in der Region gegenüber einer Achse, die in die entgegengesetzte Richtung geht und Iran und Algerien einschließt." Und weiter:

"Wir sprechen ständig mit den Marokkanern. [...] Algerien sollte sich auf alle seine Probleme konzentrieren, vor allem auf die schwerwiegenden wirtschaftlichen Probleme."

Marokko war nach den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und dem Sudan das vierte arabische Land, das seine Beziehungen zu Israel im Jahr 2020 auf Betreiben der Vereinigten Staaten unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump normalisierte. Im Gegenzug erkannten die USA die "Souveränität" Marokkos über die Westsahara an. Rabat betrachtet diese ehemalige spanische Kolonie als einen integralen Bestandteil seines Territoriums. Die Unabhängigkeitskämpfer der Polisario-Front fordern jedoch ein Referendum über die Selbstbestimmung, das von Algerien unterstützt wird.

Die Probleme zwischen Algerien und seinem marokkanischen Nachbarn sind vor allem auf den Westsaharastreit zurückzuführen. Die lange Grenze zwischen den beiden Ländern ist seit über 25 Jahren (1994) offiziell geschlossen. Die jüngste Normalisierung der diplomatischen Beziehungen zwischen Marokko und Israel hat die Spannungen mit Algerien, einem Unterstützer der palästinensischen Sache, deutlich verschärft.

Der algerische Hochsicherheitsrat beschuldigte Marokko und Israel zudem, die MAK, Autonomiebewegung der Kabylei in Algerien, sowie die islamisch-konservative Organisation Rachad zu unterstützen, ohne jedoch Belege dafür zu präsentieren. Beide Bewegungen sind im Ausland angesiedelt. Algier macht die MAK für Brände verantwortlich, bei denen 90 Menschen gestorben sind. Außerdem wirft Algerien der Bewegung vor, für einen Lynchmord an einem jungen Mann verantwortlich zu sein, der am 11. August in der Kabylei zu Unrecht der Brandstiftung beschuldigt wurde. Marokko wies die Anschuldigungen zurück und sprach von "faulen, ja absurden Vorwänden".

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